Ulrike Theresia Wegele
Orgelschule mit Hand und Fuß
Band 2 (02517) und 3 (02518), dt./engl./frz.
Band 2 dieser Orgelschule ist für alle bestimmt, die alle im ersten Band* vermittelten Kenntnisse und Fertigkeiten sicher beherrschen: „gutes Notenlesen, ein ausgebildetes Rhythmusgefühl und elementare musiktheoretische Grundkenntnisse …“ sowie die Grundlagen des Pedalspiels. „Für Anmerkungen und schöpferisches Gestalten“ wurde immer wieder Platz freigelassen; deshalb sollen „keine weiteren Unterrichtsmaterialien erforderlich“ sein.
Ein Vorzug des Unterrichtswerks ist, dass die Schülerinnen und Schüler ohne den Umweg über das Klavier zum Orgelspiel geführt werden können. Dennoch wird empfohlen, mit ergänzendem Klavierunterricht zu beginnen, weil dadurch „manche Fertigkeiten schneller erlernt und von anderer Seite beleuchtet werden“. Idealerweise sollte dem Lernenden ein mindestens zweimanualiges Instrument mit mechanischer Spieltraktur und einem Schwellwerk zur Verfügung stehen. Der Gebrauch des Jalousieschwellers wird zunächst anhand der beiden Manualiter-Stücke „Offertorium“ aus der Missa pro Organo und Rosario von Franz Liszt geübt: „Hier kannst du den Schweller benutzen. Stelle den rechten Fuß auf das Schwellpedal und probiere aus, wie es reagiert.“ Ergänzend dazu sind die Ausdrucksbedeutungen der wichtigsten dynamischen Abkürzungen und der Übergangsdynamik auf deutsch, englisch und französisch angegeben – die konsequente Dreisprachigkeit liegt der Orgelschule zugrunde.
Mit dem 1884 von Anton Bruckner komponierten Perger Präludium wird die romantische Klanggestaltung weiter vertieft. Von Bachs Choralvorspiel „Alle Menschen müssen sterben“ aus dem Orgelbüchlein ist nur die Pedalstimme abgedruckt. Als Nebenbemerkung heißt es dazu: „Das Pedal spielt ein Ostinato, das ist eine sich stetig wiederholende musikalische Figur … Überlege dir eigene ostinate Figuren für die Hände und das Pedal und notiere sie …“ Dagegen fehlt in der Elegie a-Moll von Wegele eine eigene Pedalstimme, entsprechend ermuntert sie: „Welche Noten passen für das Pedal? Notiere sie!“ Einfache Kadenzen sind in den drei Lagen angegeben und manualiter zu spielen.
Insbesondere Selbststudierende profitieren von den Videoclips der Autorin, die auf ihrer Homepage abgerufen werden können. Instruktiv werden Lösungsmöglichkeiten zu Aufgaben gezeigt; viele Übungen und Stücke sind vorbildhaft ausgeführt zu sehen.
Das Kapitel „Fortgeschrittene Literaturstudien“ beginnt mit dem Präludium in g-Moll aus den Acht kleinen Präludien und Fugen, die lange Zeit fälschlicherweise Johann Sebastian Bach zugeschrieben wurden. Cesar Bresgens (1913–88) aparte Irische Pastourelle (linke Hand Quinten im tröchäischen Rhythmus, rechte Hand eine mit Flöte 4’ frei fließende Melodie) ist nicht nur Literaturstück, sondern soll auch zu eigener Kreativität inspirieren: „Improvisiere in diesem Stil.“
Das musikalische Spiel mit den Füßen wird mit einigen Pedalsoli geschult – u. a. aus der Toccata op. 80/11 und Toccata op. 69/6 von Max Reger. Der beschwingte Pedalwalzer von Ulrike Theresia Wegele verlangt in Doppelpedaltechnik Geschicklichkeit im Spiel von Spitze und Absatz. In einer „Kleinen Orgelkunde“ erfährt man Grundlegendes über die Königin der Instrumente.
Auf die „Geschichte der Orgel“ wird kurz im dritten Band eingegangen. Sodann „werden die technischen Fertigkeiten weiter ausgebaut“, und es gibt im ersten Kapitel „Differenzierte Artikulations- & Literaturstudien“. Die von Friedrich Wilhelm Marpurg (1718–95) als „ordentliches Fortgehen“ bezeichnete Spielweise wird angesprochen und auch für die folgenden Stücke, „welche vor 1780 entstanden sind“ eingefordert. Auf Anregungen zur alten Fingersetzung wurde größtenteils verzichtet. In Jan Pieterszoon Sweelincks Thema aus Ballo del Granduca könnten die Terzen und Sexten mit den gleichen Fingern und einer leichten Handgelenksbewegung gespielt werden. Auf das Präludium G-Dur (BuxWV 147) folgt der polytonale 2. Satz aus der Partita „Ach wie nichtig, ach wie flüchtig“ von Augustinus Franz Kropfreiter (1936–2003). Die besonders in der klassischen französischen Tonkunst zum Ausdruck kommende Inegalität wird etwa an Bachs „französisch inspirierter“ Choralbearbeitung „Christe, du Lamm Gottes“ (BWV 619) und an dem Tiento lleno 6⁰ tono von Juan Cabanilles studiert.
Das abschließende Kapitel „Vertiefende Literaturstudien“ bietet ein buntes Kaleidoskop vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart: beispielsweise einen Auszug aus dem Capriccio sopra l’aria „Or chè noi rimena“ von Girolamo Frescobaldi, den 1. Abschnitt von Louis Viernes Carillon de Westminster oder den Beginn der Kleinen Fantasie über „U petak miloga glava zabolila“ von Franz Zebinger (*1946). Außerdem gibt es weitere „Bausteine“ zur Improvisation – Tremoli, „Triller mit Pedalrezitativ“, Ganztonleiter etc. Eine kleine Verzierungstabelle ist der französischen Tastenmusik des Barockzeitalters vorangestellt. Zur klanglichen Realisierung ist für
jeden Satztyp die entsprechende klassische Registrierung angegeben. Losgelöst vom Takt, in schwebender Rhythmik und Tonalität komponiert ist Michael Radulescus (*1943) Choralbearbeitung aus Sieben Choräle zur Passion über den historischen cantus firmus „Durch Adams Fall ist ganz verderbt“. Die individuelle Gestaltung dieser musikalischen Prosa, im scheinbar zeitlosen Raum, könnte für den Schüler beim Üben eine Art Meditation sein. Das Brahmssche Choralvorspiel „Schmücke dich, o liebe Seele“ ist auch in einer zum Trio aufgespaltenen Version, mit dem cantus firmus im Pedal, notiert – die Ausführung erleichtert sich dadurch. Krönender Abschluss des Unterrichtswerks ist Bachs Präludium in G-Dur (BWV 550) – ohne Fuge.
Das methodische Konzept der Orgelschule mit Hand und Fuß bietet den Lehrenden einige Anregungen für den Unterricht. Die Orgelschule bewältigt die pädagogisch schwierige Aufgabe, den Schülern bzw. Schülerinnen viele technische und stilistische Facetten des Orgelspiels beizubringen bzw. sie dafür zu sensibilisieren, ohne sie jedoch gleichzeitig zu überfordern.
Ein Vorzug des Unterrichtswerks ist, dass die Schülerinnen und Schüler ohne den Umweg über das Klavier zum Orgelspiel geführt werden können. Dennoch wird empfohlen, mit ergänzendem Klavierunterricht zu beginnen, weil dadurch „manche Fertigkeiten schneller erlernt und von anderer Seite beleuchtet werden“. Idealerweise sollte dem Lernenden ein mindestens zweimanualiges Instrument mit mechanischer Spieltraktur und einem Schwellwerk zur Verfügung stehen. Der Gebrauch des Jalousieschwellers wird zunächst anhand der beiden Manualiter-Stücke „Offertorium“ aus der Missa pro Organo und Rosario von Franz Liszt geübt: „Hier kannst du den Schweller benutzen. Stelle den rechten Fuß auf das Schwellpedal und probiere aus, wie es reagiert.“ Ergänzend dazu sind die Ausdrucksbedeutungen der wichtigsten dynamischen Abkürzungen und der Übergangsdynamik auf deutsch, englisch und französisch angegeben – die konsequente Dreisprachigkeit liegt der Orgelschule zugrunde.
Mit dem 1884 von Anton Bruckner komponierten Perger Präludium wird die romantische Klanggestaltung weiter vertieft. Von Bachs Choralvorspiel „Alle Menschen müssen sterben“ aus dem Orgelbüchlein ist nur die Pedalstimme abgedruckt. Als Nebenbemerkung heißt es dazu: „Das Pedal spielt ein Ostinato, das ist eine sich stetig wiederholende musikalische Figur … Überlege dir eigene ostinate Figuren für die Hände und das Pedal und notiere sie …“ Dagegen fehlt in der Elegie a-Moll von Wegele eine eigene Pedalstimme, entsprechend ermuntert sie: „Welche Noten passen für das Pedal? Notiere sie!“ Einfache Kadenzen sind in den drei Lagen angegeben und manualiter zu spielen.
Insbesondere Selbststudierende profitieren von den Videoclips der Autorin, die auf ihrer Homepage abgerufen werden können. Instruktiv werden Lösungsmöglichkeiten zu Aufgaben gezeigt; viele Übungen und Stücke sind vorbildhaft ausgeführt zu sehen.
Das Kapitel „Fortgeschrittene Literaturstudien“ beginnt mit dem Präludium in g-Moll aus den Acht kleinen Präludien und Fugen, die lange Zeit fälschlicherweise Johann Sebastian Bach zugeschrieben wurden. Cesar Bresgens (1913–88) aparte Irische Pastourelle (linke Hand Quinten im tröchäischen Rhythmus, rechte Hand eine mit Flöte 4’ frei fließende Melodie) ist nicht nur Literaturstück, sondern soll auch zu eigener Kreativität inspirieren: „Improvisiere in diesem Stil.“
Das musikalische Spiel mit den Füßen wird mit einigen Pedalsoli geschult – u. a. aus der Toccata op. 80/11 und Toccata op. 69/6 von Max Reger. Der beschwingte Pedalwalzer von Ulrike Theresia Wegele verlangt in Doppelpedaltechnik Geschicklichkeit im Spiel von Spitze und Absatz. In einer „Kleinen Orgelkunde“ erfährt man Grundlegendes über die Königin der Instrumente.
Auf die „Geschichte der Orgel“ wird kurz im dritten Band eingegangen. Sodann „werden die technischen Fertigkeiten weiter ausgebaut“, und es gibt im ersten Kapitel „Differenzierte Artikulations- & Literaturstudien“. Die von Friedrich Wilhelm Marpurg (1718–95) als „ordentliches Fortgehen“ bezeichnete Spielweise wird angesprochen und auch für die folgenden Stücke, „welche vor 1780 entstanden sind“ eingefordert. Auf Anregungen zur alten Fingersetzung wurde größtenteils verzichtet. In Jan Pieterszoon Sweelincks Thema aus Ballo del Granduca könnten die Terzen und Sexten mit den gleichen Fingern und einer leichten Handgelenksbewegung gespielt werden. Auf das Präludium G-Dur (BuxWV 147) folgt der polytonale 2. Satz aus der Partita „Ach wie nichtig, ach wie flüchtig“ von Augustinus Franz Kropfreiter (1936–2003). Die besonders in der klassischen französischen Tonkunst zum Ausdruck kommende Inegalität wird etwa an Bachs „französisch inspirierter“ Choralbearbeitung „Christe, du Lamm Gottes“ (BWV 619) und an dem Tiento lleno 6⁰ tono von Juan Cabanilles studiert.
Das abschließende Kapitel „Vertiefende Literaturstudien“ bietet ein buntes Kaleidoskop vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart: beispielsweise einen Auszug aus dem Capriccio sopra l’aria „Or chè noi rimena“ von Girolamo Frescobaldi, den 1. Abschnitt von Louis Viernes Carillon de Westminster oder den Beginn der Kleinen Fantasie über „U petak miloga glava zabolila“ von Franz Zebinger (*1946). Außerdem gibt es weitere „Bausteine“ zur Improvisation – Tremoli, „Triller mit Pedalrezitativ“, Ganztonleiter etc. Eine kleine Verzierungstabelle ist der französischen Tastenmusik des Barockzeitalters vorangestellt. Zur klanglichen Realisierung ist für
jeden Satztyp die entsprechende klassische Registrierung angegeben. Losgelöst vom Takt, in schwebender Rhythmik und Tonalität komponiert ist Michael Radulescus (*1943) Choralbearbeitung aus Sieben Choräle zur Passion über den historischen cantus firmus „Durch Adams Fall ist ganz verderbt“. Die individuelle Gestaltung dieser musikalischen Prosa, im scheinbar zeitlosen Raum, könnte für den Schüler beim Üben eine Art Meditation sein. Das Brahmssche Choralvorspiel „Schmücke dich, o liebe Seele“ ist auch in einer zum Trio aufgespaltenen Version, mit dem cantus firmus im Pedal, notiert – die Ausführung erleichtert sich dadurch. Krönender Abschluss des Unterrichtswerks ist Bachs Präludium in G-Dur (BWV 550) – ohne Fuge.
Das methodische Konzept der Orgelschule mit Hand und Fuß bietet den Lehrenden einige Anregungen für den Unterricht. Die Orgelschule bewältigt die pädagogisch schwierige Aufgabe, den Schülern bzw. Schülerinnen viele technische und stilistische Facetten des Orgelspiels beizubringen bzw. sie dafür zu sensibilisieren, ohne sie jedoch gleichzeitig zu überfordern.
Jürgen Geiger
* In organ 3/2019, Seite 56, hat Jürgen Geiger Band 1 der Orgelschule mit Hand und Fuß besprochen, s. a. unter https:// organ-journal.com/artikel/orgelschule-mit-hand-und-fuss-band-1/.