Arthur Foote

Works for the Organ

Hans-Dieter Karras an der Aeolian-Skinner/Noack-Organ der Episcopal Church of the Incarnation, Dallas (USA)

Verlag/Label: prospect 20097 (2024)
erschienen in: organ - Journal für die Orgel 2024/04 , Seite 61

Bewertung: 3 von 5 Pfeifen

Dass die US-amerikanische Orgelmusik sowohl in der deutschen Konzertlandschaft als auch auf Tonträgern immer noch sträflich unterrepräsentiert ist, beweist das Beispiel Arthur Foote (1853–1937) auf besonders traurige Weise. Momentan ist lediglich diese Orgel-CD des nicht nur in seiner Heimat wichtigen Komponisten erhältlich. Damit teilt er das unrühmliche „diskografische Schicksal“ seines nicht minder bedeutenden amerikanischen Kollegen Edward Shippen Barnes (1887–1958), von dem es ebenfalls nur ein einziges Orgel-Album gab. Im Falle von Foote erstaunt die Ignoranz umso mehr, da er 1896 zu den Gründern der „American Guild of Organists“ gehörte und zu den sechs Mitgliedern der bedeutenden „Second New England School of Composers“ gehörte.
Nun also hat das Label prospect endlich ein Album mit ausgewählten Orgelwerken von Foote veröffentlicht, auf dem neben den beiden größer dimensionierten Werken Suite in D op. 54 und Three Compositions for the Organ op. 29 die Stü­cke Oriental Sketch op. 41,5, Night, A Meditation op. 61, Christmas op. 80, sowie Prelude und Postlude in C (bei­de ohne Opus-Zahl) zu hören sind. Leider erfährt man im sehr dürftigen und nur auf Deutsch verfassten Book­lettext keine Silbe über die Werke. Und nur beiläufig bemerkt man auf dem Back-Cover im Kleingedruckten, dass es sich um „historische“ Aufnahmen handelt, die zwischen 1999 und 2002 entstanden sind, „edited and mastered by prospect“. Was genau sich hinter dem Wort „mastered“ verbirgt und warum das Album erst mehr als zwanzig Jahre nach seiner Einspielung das Licht der Welt erblickt hat, erfahre ich bei einem Telefonat mit Label-Chef Andreas Lamken.
Er erklärt mir, dass man sich der vielen Störgeräusche wegen nicht entschließen konnte, die Aufnahme zu veröffentlichen. Die Episcopal Church in Dallas, an deren 1992 von der Noack Organ Company restaurierter Aeolian-Skinner-Orgel Hans-Dieter Karras die Werke spielt, war laut Lamken schon damals selbst nachts von Straßenlärm umtost. Erst kürzlich sei es dank (aufnahme-)technischer Neuerungen möglich geworden, diese „Noises“ vom Orgel-„Sound“ zu trennen, ohne letzteren in Mitleidenschaft zu ziehen. Störgeräusche sind tatsächlich nicht zu hören, dafür klingt die Aufnahme dumpf, muffig, oftmals wie mono und alles andere als brillant. Ich kann nicht entscheiden, ob dies der technischen Nachbehandlung geschuldet ist oder schlicht am Alter der Aufnahme liegt. Karras macht seine Sache gut – und auch die „Aeolian Skinner“ ist oder wäre das ideale Instrument für diese Mu­sik, würde man ihren feinen Klang nur besser hören können. Diese Weltpremiere von Footes Orgelwerken (die Suite in D ausgenommen, eingespielt 1997 durch Haig Mardirosian für das Label Centaur) hätte wahrlich Besseres verdient gehabt.
Fazit: Ein wichtiges Album mit spannenden Werken eines entde­ckenswerten Komponisten, eingespielt an einem für Footes Orgelmusik ideal passenden Instrument in durchweg guten Darbietungen, aber leider nur dürftigem Klang­gewand.

Burkhard Schäfer