Werke von Gabrieli, Frescobaldi, Pasquini, Byrd, Farnaby, Sweelinck, Scheidemann und Correa de Arauxo
The Organ of the Badia Fiorentina
Giovanna Riboli an der Onofrio Zeffirini da Corta-Orgel der Badia Fiorentina (Italien)
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Die Abteikirche Badia Fiorentina im historischen Zentrum von Florenz gehört zu den wichtigsten Kirchen dieser in der Kunstgeschichte einzigartigen Stadt; ihr Kirchturm ist mit mehr als 70 Metern Höhe einer der markantesten in der Stadtsilhouette, und der Überlieferung nach begegnete Dante Alighieri in dieser Kirche zum ersten Mal seiner für ihn und seine Dichtungen später so bedeutenden Beatrice.
Darüber hinaus verfügt die Badia Fiorentina über eine der prominentesten und bedeutendsten Orgeln der italienischen Renaissance. 1558 wurde sie von dem seinerzeit recht berühmten toskanischen Orgelmacher Onofrio Zeffirini erbaut, im Jahre 1978 überholte man das Instrument und führte es in seine wohl ursprüngliche Klanggestalt zurück. Mit ihren lediglich sechs Registern und einer sehr charaktervollen mitteltönigen Viertel-Komma-Temperatur hält diese Orgel jedenfalls eine erstaunliche Fülle an klanglichen Möglichkeiten vor!
Giovanna Riboli, die amtierende Titularorganistin der Badia Fiorentina, wurde unter anderem am Sweelinck-Konservatorium in Amsterdam ausgebildet und stellt „ihre“ Orgel dementsprechend mit dem rechten Wissen um das Zusammenwirken von Repertoire und Instrument vor. Dankenswerterweise beschränkt sie sich nicht auf italienische Literatur der Epoche des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts, sondern entfaltet einen europäischen Reigen passender Tastenmusik. Allen eingespielten Werken ist die ursprüngliche Ableitung aus der italienischen Musik des 16. und 17. Jahrhunderts zueigen. Mit überraschendem und sehr wirkungsmächtigem Arpeggiando-Entrée beginnt Riboli Giovanni Gabrielis Toccata del secondo tono und versteht es, die mannigfaltigen Diminutionen des Stücks sehr atmend und lebendig zu präsentieren. Ähnliches lässt sich von ihrer unaufgeregten Herangehensweise bei den folgenden Werken Frescobaldis sagen. Allerdings befremdet bei der Toccata nona (einem Werk, das durch seine rhythmische Komplexität nicht ganz einfach zu realisieren ist) die seltsam und etwas demonstrativ anmutende Gestaltung von überdimensionierten Pausen zwischen den einzelnen Abschnitten, obwohl gerade hier kaum umregistriert wird. Die Partite sopra la Fiorentina des Römers Bernardo Pasquini ist ein gutes Demonstrationsobjekt für schöne Einzelstimmen und kluge Registerkombinationen, während William Byrds Fantasia in a in dunkler Klangschattierung sehr dicht und aufwühlend wirkt. Gleiches gilt für Giles Farnabys Mal Sims und Sweelincks so berühmte Pavana Lachrimae.
Herrlich und zugleich sehr gesanglich erklingen die Werke von Scheidemann (Englische Mascarada) und Francisco Correa de Arauxo (Tiento y discurso de segundo tono), wie überhaupt während des Hörens dieser Aufnahme sich keinerlei Langeweile auftut. Riboli spielt insgesamt mit angenehm ruhigem Tempo und starker Expression. Die erstaunlich gut funktionierende Eignung dieser italienischen Renaissance-Orgel für ein breites internationales Repertoire wird durch diese sehr persönlich anmutende Haltung jedenfalls aufs Beste untermauert – eine schöne Porträt-CD!
Christian Brembeck