Jutta Potthoff (Sopran) / Chri­stoph Grohmann (Orgel)

Sphärische Musik für Sopran und Orgel

Werke von Peeters, Höller, Dupré, Franck, Widor, Landmann, Haas

Verlag/Label: SMSO119
erschienen in: organ – Journal für die Orgel 2020/03 , Seite 63

zu bestellen bei stimmgewinn@mail.de oder ch.grohmann@t-online.de

“Das Lied als Kunstform, zumeist vom Klavier begleitet, ist spätestens seit Franz Schubert ein Genre von intensiver Expressivität geworden. Dass eine ganze CD mit originalen Orgelliedern, also keinen Bearbeitungen, zutiefst fesseln kann, beweist diese neue Produktion mit den westfälischen Künstlern Jutta Potthoff (Sopran) und Christoph Grohmann (Orgel).” (Stefan Kagl)

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Das Lied als Kunstform, zumeist vom Klavier begleitet, ist spätestens seit Franz Schubert ein Genre von intensiver Expressivität geworden. Dass eine ganze CD mit originalen Orgelliedern, also keinen Bearbeitungen, zutiefst fesseln kann, beweist diese neue Produktion mit den westfälischen Künstlern Jutta Potthoff (Sopran) und Christoph Grohmann (Orgel).
„Sphärisch“ meint – außerhalb seiner mathematischen und optischen Bedeutungen – u. a. spirituell, körperlos, ätherisch, himmlisch. Diesen Eindruck hat man schon nach den ersten Klängen der auf der Aufnahme ausnahmslos langsam-meditativ einhergehenden Musik. Speculum Vitae (Spiegel des Lebens) bezeichnet Flor Peeters seine 1937 entstandenen vier Lieder, die stark dem sogenannten musikalischen Impressionismus verschrieben sind. Im Gegensatz dazu ist die Auswahl aus den Geistlichen Gesängen op. 17 (1932) von Karl Höller durch ihre expressionistische Chromatik eher dem spätromantischen Idiom in der Nachfolge Max Regers verpflichtet.
Eine wunderbare Abfolge marianischer Gesänge von Flor Peeters, Marcel Dupré, César Franck und Charles-Marie Widor versetzen den Zuhörer, obgleich sie in ganz unterschiedlichen Stilperioden verfasst wurden, in intensives Zwiegespräch mit der Gottesmutter. Nach einem geistlichen Abendlied von Arno Landmann beschließen die groß­artigen Gesänge an Gott von Joseph Haas, Reger-Schüler und Lehrer von Karl Höller, das Album.
Von ganz einfachen Choralsatzbegleitungen bis hin zu komplizierten Kunstliedern – jede Nummer dieser Veröffentlichung vermag zu überzeugen. Jutta Potthoff, ausgebildet an den Musikhochschulen in Münster und Detmold, steht auf der Höhe ihres Könnens. Ihre ungeheuren Spannungsbögen, ihre gro­ße, ausdrucksvolle Intensität, aber auch die weiche, samtene Einfachheit in ihrer Stimme faszinieren. Kongenialer Partner ist Christoph Grohmann, international bekannter Konzertorganist, der sich hier als dienender, einfühlsamer und un­geheuer musikalischer Begleiter präsentiert. Als Instrument haben die beiden die große Rieger-Orgel (2015) der Katholischen Pfarrkirche St. Pankratius in Gütersloh ausgesucht, die durch ihren reichen Fundus an farbigen Grundstimmen abwechslungsreiche Kontrapunkte bietet.
Die Aufnahmetechnik ist durch Klarheit und eine zugleich tragende Raumatmosphäre hervorragend. Leider sind zwischen die Tracks störende Geräusche und unterschiedlich lange Stillephasen ohne Raumklang hineingerutscht, was aber nur als absolute Marginalität zu bemängeln ist. Gelungen ist das das Book­let (dt.) mit seinen hervorragenden Texten zur Musik, den Interpreten, der Orgel und sämtlichen Gesangstexten. Wenn einst die Türen der Himmel aufgehn ist das letzte Lied von Joseph Haas – und das tun sie wirklich!

Stefan Kagl