Hermann Suter

Sonate D-Dur für Orgel solo (1889)

hg. und kommentiert von Matthias Wamser

Verlag/Label: Verlag skmv
erschienen in: organ - Journal für die Orgel 2021/02 , Seite 56

Der Schweizer Komponist und Or­ganist Hermann Suter (1870–1926) gilt als mithin wichtigster Komponist im deutschsprachigen Schweizer Raum um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Von seiner Tonsprache her „konservativer“ als Reger und stilistisch eher Brahms oder auch noch Mendelssohn nahestehend, komponierte der auch als Chor- und Orchesterdirigent sehr erfolgreich tätige Suter neben Orgelstücken auch kammermusikalische wie sinfonische Werke und war ebenfalls auf dem Gebiet des Instrumentalkonzerts erfolgreich (unter anderem schrieb er ein Solokonzert für den damals berühmten Geiger Adolf Busch). Als Suters bekanntestes Werk gilt bis heute das Oratorium Le Laudi di San Francesco d’Assisi nach dem Sonnengesang des Hl. Franziskus.
Suters Sonate D-Dur für Orgel solo von 1889, im vergangenen Jahr vom Schweizerischen Katholischen Kirchenmusik-Verband anlässlich des 150. Geburtstags des Komponisten zum ersten Mal herausgegeben, ist ein etwa viertelstündiges dreisätziges Werk des zur Entstehungszeit erst 19-Jährigen.
Einer kurzen fragend-tastenden Einleitung folgt ein schwunghaft vorwärtsdrängendes Allegro, regelmäßig unterbrochen durch ruhigere Passagen. Suter entwickelt das motivische Material der Introduktion geschickt weiter und erhält so zwei sich charakterlich kontrastierende Hauptthemen, wobei die „Keim­zelle“ des Anfangs permanent in mannigfaltiger Gestalt durch den ganzen Satz hindurchscheint.
Der zweite, in der parallelen Moll-Tonart gehaltene ruhige und sehr lyrische Satz erinnert durch die Seufzer-Motivik an barocke Vorbilder, spricht aber in Harmonik und Dynamik eindeutig die Sprache der Romantik. Der das Werk beschließende dritte Satz wartet zu Anfang mit der modifizierten Introduktion des ersten Satzes auf und wird danach schwungvoll mit vorgeschriebenem „accelerando“ fortgesetzt. Kurz darauf schließt sich eine kleine Fuge an, in der das Pedal recht spät, dafür thematisch augmentiert auftritt. Ein orchestraler Schluss mit fanfarenartigen Akkorden bringt das Werk zu einem wirkungsvollen Ende.
Der Sonate vorangestellt ist ein biografisch detailliertes und informatives Vorwort inklusive Revisionsbericht von Matthias Wamser.
Wer jenseits ausgetretender Pfade Neuland entdecken möchte und eine gut klingende und nicht allzu schwierig zu spielende Musik sucht, ist hier bestens bedient.

Christian von Blohn