Zsolt Gárdonyi
Sieben festliche Finalstrophen für Orgel
In zahlreichen Werken englischer Kathedralmusik für Chor und Orgel, die, wenn es sich um Bearbeitungen von Kirchenliedern, also Hymn-Tunes in Form von unterschiedlichen Strophenvariationen handelt, gibt es fast immer eine letzte Strophe, die sich durch besondere harmonische Behandlung, freie, umspielende Orgelbegleitung und chorisch besetzte Oberstimmen auszeichnet. Diese wunderbare Idee hatte Gárdonyi mit seinen Sieben festlichen Finalstrophen zu den Liedern O du fröhliche, Christ ist erstanden, Gelobt sei Gott im höchsten Thron, Wie herrlich gibst du, Herr, dich zu erkennen, Jauchzt, alle Lande, Gott zu Ehren, Wunderbarer König und Mache dich, mein Geist, bereit. Sie sind als Orgelsätze zur Begleitung der Gemeinde konzipiert, die schon durch vorausgesungene Strophen firm sein sollte; wer Gárdonyi kennt, weiß, was da harmonisch auf einen zukommt. Das geht weit in die Jazzharmonik, aber auch Mixturklänge, gänzlich unerwartete und unerhörte Wendungen und Umdeutungen tauchen auf und lassen aufhorchen, aber eben auch das Herz aufgehen. Dass solche Stücke Gift für Studierende sind, die schön brav zur Stilistik des Kirchenliedes passende Sätze machen müssen, ist klar. Ich finde sie so reizvoll, dass ich sie gerne auch mal so spiele, als Vorspiel, obligat, in verschiedenen Registrierungen und Tempi, ruhig mehrmals hintereinander. Ich finde auch, dass sie weniger braven Organisten Ideen zum farbigen Harmonisieren von Melodien aller Art geben können. Auch hier hoffe ich auf variationsreiche Strophenlieder für Chor und Orgel aus der Feder des begnadeten Harmonikers!
Stefan Kagl
(s. a. die Besprechung der Orgelfantasie Lift High the Cross von Zsolt Gárdonyi)