Hans Uwe Hielscher

Scottish Rhapsody für Orgel

Verlag/Label: Dr. J. Butz, BU 3015
erschienen in: organ - Journal für die Orgel 2022/01 , Seite 59

Mit der Scottish Rhapsody nimmt sich der für seine ins Ohr dringenden und launigen Orgelzyklen bekannte Hans Uwe Hielscher nach kalifornischen Weinen, französischen Charakterstücken, diversen Variationsreihen und Tänzen diesmal schottische Volksweisen vor. Nach der heimlichen schottischen Hymne „Scotland the Brave“ – hier wird der Dudelsack vom Cromorne der Orgel recht adäquat ersetzt – reihen sich die verschiedensten Genres in den lose zusammengefügten Reigen der Melodien ein: ein Liebeslied, ein Country Dance, mal wird die Schönheit der rauhen Natur besungen, dann wieder das Schicksal von zwei Soldaten oder eine melancholische Zurückschau auf längst vergangene Zeiten.
Zu allen Melodien ist im Vorwort, das auch noch ergänzende Spielanweisungen enthält, ein kleiner Abschnitt mit Herkunft und dem grob zusammengefassten Inhalt zu finden. Die im Stück verwendeten Lieder sind „Scotland the Brave“, „Annie Laurie“, „The Flowers of Edinburgh“, „Loch Lomond“, „Auld Lang Syne“ und „The Hundred Pipes“. Genauso vielfältig wie die zugrundeliegenden Melodien sind auch die detaillierten Registrierungsanweisungen. Dagegen ist die Satzweise an einigen Stellen etwas uniform: Bis auf eine Tenordurchführung sind die Melodien allesamt im Sopran, meist als Solo-cantus-firmus. In den Zwischenspielen könnte man sich noch größere motivische Vielfalt wünschen, was der Scottish Rhapsody selbst aber mit
ihrer Vielzahl an Ohrwürmern und mitreißenden Rhythmen keinen Abbruch tut.
Das Stück rechnet durchaus mit einer größeren dreimanualigen Orgel mit deutlich französischem Einschlag, kann aber auch, mit etwas mehr Registrieraufwand, auf einem reich besetzten zweimanualigen Instrument dargestellt werden. Die Scottish Rhapsody eignet sich hervorragend, um ein Instrument mit vielen Klangfarben vorzustellen. Gefordert sind neben allerlei Fonds-Mischungen verschiedene Zungenstimmen (Trompeten, Oboe, Cromorne), verschiedene Kornettmischungen, Soloflöten und Streicher – also der komplette Registerfundus einer modernen Orgel.
Auf den insgesamt 27 Seiten ist der Notentext angenehm lesbar verteilt. Die Scottish Rhapsody ist leicht bis maximal mittelschwer zu spielen. Sie empfiehlt sich als Konzertstück für nebenamtliche Organis­ten oder als Auflockerung (für Hörer wie Spieler) von anspruchsvolleren Programmen.

Maximilian Pöllner