Restaurierung historischer Orgeln in Hessen

Das gemeinsame Förderprogramm der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und des Landesamts für Denkmalpflege Hessen (2001–2023)

Verlag/Label: Schnell & Steiner, Regensburg 2024, 406 Seiten, 20 Euro
erschienen in: organ - Journal für die Orgel 2024/04 , Seite 56

Zwischen 2001 und 2023 förderte die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege Hessen insgesamt 172 Maßnahmen an historischen Orgeln. Sie reichten von Überholung und Schimmelpilz-Sanierung bis hin zur komplexen Restaurierung mit teilweiser Rekonstruktion von Pfeifenwerk und Technik. Die vorliegende Publikation ist sowohl ein Rechenschaftsbericht dieser Förderlinie als auch eine Beispielsammlung zum historischen Orgelbestand im Bundesland Hessen, bezogen auf den genannten Zeitraum und das Engagement der Stiftung; dies erklärt, weshalb weithin bekannte historische Orgeln wie in Hatzfeld, Kied­rich oder Ilbenstadt hier nicht näher berücksichtigt werden.
Nach Grußworten von Stefan G. Reuß (Vorsitzender des Vorstands der Sparkassen-Kulturstiftung) und Markus Harzenetter (Präsident des Landesamts für Denkmalpflege) folgen Beiträge von fachlich mit der Materie befassten Autoren: Krystian Skoczowski skizziert die trotz verdienstvoller Arbeiten noch lückenhafte Erforschung der Orgellandschaft Hessen. Bernhard Buchstab gibt einen Überblick über die gut einhundertjährige Geschichte der Orgeldenkmalpflege des Bundeslandes. Die Orgel-Beauftragten der Bistümer Fulda, Limburg und Mainz sowie der Evangelischen Kirchen in Hessen und Nassau bzw. in Kurhessen-Waldeck stellen sodann das „Orgelwesen“ im jeweiligen Gebiet vor. Angesprochen werden historische Entwicklungen, administrative Strukturen und Verfahrensfragen bei Orgelbau-Maßnahmen. Kriterien, wo und wie Orgelprojekte gefördert werden, verknüpfen Erwin Althaus und Peer Schlechta mit konkreten Beispielen aus Kurhessen-Waldeck.
Den Löwenanteil des Bandes füllen sechzig ausgewählte Porträts der geförderten Orgeln aller Epochen seit dem 18. Jahrhundert und vieler Regionen. Zu den jüngsten Instrumenten zählen die Ahrend & Brunzema-Orgel in der Frankfurter Kirche Cantate Domino (1970) und die Woehl-Orgel in Bottendorf (1972). Die Darstellungen umfassen stets zwei bis vier Seiten und enthalten Kurztexte von Krystian Skoczowski zu Aufstellungsort und Bedeutung der Orgel, einen tabellarischen Abriss zur Orgelgeschichte, die aktuelle Disposition sowie Literaturhinweise und die Hausadresse; beigegeben sind ein oder mehrere Fotos von durchweg guter Qualität. Zu sehen sind typische Dorforgeln, repräsentative Instrumente größerer Kirchen, darunter originelle Lösungen wie z. B. die Schwalbennest-Orgel mit Freipfeifenprospekt in Dörnsberg (Conrad Euler, 1933). Aufgenommen wurden außerdem in Frankfurt die Orgel in der Loge zur Einigkeit, die Orgel der nun als Kulturort genutzten Kirche Allerheiligen sowie fünf Schulorgeln, da­­runter das von Carl Döbel gestaltete Gesamtkunstwerk in der Albert-Schweitzer-Schule Kassel.
Freilich kann und soll der hochwertig und übersichtlich gestaltete Band keine vollständige und tiefgreifende Darstellung zu Denkmalorgeln in Hessen bieten. Es ist jedoch zu hoffen, dass diese repräsentative Übersicht zum Besuch des einen oder anderen Orts, vor allem aber zu weiteren Förder-Initiativen und damit zur Sicherung des Kulturguts „Orgel“ in der Fläche anregt.

Markus Zimmermann