Reformation und Romantik – Historische Orgeln in Hessen

Werke von Hermann Schellenberg, Johann Gottlob Töpfer, Samuel de Lange jr., Paul Friedrich Ernst Gerhardt und Hans Fährmann

Verlag/Label: 2 CDs, Querstand VKJK 1719 (2017)n Offenbach
erschienen in: organ 2018/02 , Seite 62

(ohne Wertung, da orgelwissenschaftliche Doumentation)

Seit 2001 unterhält das Landesamt für Denkmalpflege Hessen gemeinsam mit der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen ein Förderprogramm zur Restaurierung historischer Orgeln in der Großregion. Bis 2017 konnten mit dieser Förderung über 130 Restaurierungsprojekte realisiert werden. Für viele Kirchengemeinden war es mit Hilfe der Bezuschussung von Seiten dieser beiden Institutionen überhaupt erst möglich, die sach- und fachgerechte Restaurierung ihrer eigenen historischen Orgel anzugehen bzw. zu vollenden.
Des Weiteren ist es ein Anliegen des Landesamts für Denkmalpflege Hessen, bereits restaurierte Orgeln aus dem Förderprogramm sodann klanglich zu dokumentieren. So erschien vor einiger Zeit eine CD mit Orgeln aus der Werkstatt Ratzmann (Gelnhausen). Für die neue Doppel-CD, die dem 500-jährigen Reformationsjubiläum (2017) gewidmet ist, wurden drei romantische Orgeln aus dem Rhein-Main-Gebiet ausgewählt.
Thomas Wilhelm, Orgel- und Glockensachverständiger der Evangelischen Landeskirche in Hessen und Nassau, porträtiert auf der ers­ten CD die 1844 von dem Mainzer Orgelbauer Bernhard Dreymann (1788–1857) erbaute Orgel (II/P/28) in der evangelischen Laurentiuskirche in Trebur (bei Rüsselsheim). Sie zählt zu den größten und am besten erhaltenen Dreymann-Orgeln überhaupt und wurde in drei Abschnitten (1997, 1999, 2015) restauriert. Auf diesem Instrument erklingen Werke von Hermann Schellenberg und Samuel de Lange jr. über den Lutherchoral „Ein feste Burg ist unser Gott“ sowie von Johann Gottlob Töpfer die Concert-Fantasie über „Jesu, meine Freude“.
Die auf der zweiten CD zu hörende Orgel der Französisch Reformierten Kirche in Offenbach geht auf eine zwölfregistrige Orgel von Eberhard Friedrich Walcker (1794–1872) zurück, die 1905, 1954 und 1967 jeweils umgebaut und verändert wurde. 2016 erfolgte eine umfassende Restaurierung. Auch die (pneumatische) Walcker-Orgel von 1910 (III/P/50) in der Lutherkirche in Wiesbaden blieb im Laufe der Zeit nicht unverändert. Hier wurde die denkmalgerechte Restaurierung in zwei Abschnitten (1987 und 2011) durchgeführt. Wiede­rum steht der Luther-Choral „Ein feste Burg“ im Mittelpunkt mit Werken von Hans Fährmann und Paul Friedrich Ernst Gerhardt. Von Letzterem wurden noch acht Vorspiele zu evangelischen Chorälen op. 3, das Vorspiel zu „Nun ruhen alle Wälder“ op. 1 Nr. 2 und die Choralfantasie über „Wie schön leucht’ uns der Morgenstern“ op. 12 hinzugefügt. Wieder vertreten ist Samuel de Lange jr. mit Fantasie und Fuge über die Melodie es 66ten Psalms (Genfer Cantus firmus).
Der Klang der drei Orgeln, die ausgewählten Werke und das makellose, solide Spiel des Interpreten bei der vorliegenden zweibändigen hessischen Orgel-Anthologie erscheinen vorbildlich. Der Reihe sind insofern weitere Fortsetzungen zu wünschen!

Achim Seip