Portugiesische Orgelmusik 1540–1834

hg. von Gerhard Doderer und Miguel Bernal Ripoll

Verlag/Label: Bärenreiter, BA11265
erschienen in: organ - Journal für die Orgel 2025/02 , Seite 53

“Die ausgewählten Kompositionen und dieser exzellente Essay verschaffen uns einen Einblick in Tätigkeitsfelder portugiesischer Organistengenerationen, und sie lassen das berufliche Ethos dieser Komponisten und Organisten vor dem geistigen Auge aufleben. Vieles wurde im liturgischen Alltag auf hohem Niveau improvisiert und ist natürlich verklungen. Glücklicherweise offeriert das reichhal­tige überlieferte Repertoire exemplarisches und oft auch außergewöhn­liches Anschauungsmaterial der großen portugiesischen Orgelkunst. Ei­nen kleinen Teil davon können wir durch diesen ausgesprochen schönen Sammelband begreifen und hörbar machen.” (Johannes Ring)

Blickfang des farbigen Covers ist die Tastatur der prächtigen Machado e Cerveira-Orgel (1785) in der Basílica de Nossa Senhora dos Mártires, Lissabon. Hinter diesem Augenschmaus folgen nach dem Vorwort (deutsch/englisch) auf 118 Seiten 34 Stücke, verteilt auf 27 Titel der Komponisten António de Baena, Heliodoro de Paiva, António de Carreira, Manuel Rodrigues Coelho, Diego de Alvarado, Diogo da Conceição, António Correa Braga, Gaspar dos Reis, Pedro de Araújo, Pedro de San Lorenzo, José Antonio Carlos de Seixas, João da Madre de Deus, Francisco de São Boaventura, Marcos António Portugal und José Marques e Silva.
Man trifft auf viele gute alte Bekannte aus den Reihen Organa His­panica (Süddeutscher Musikverlag), The Faber Early Organ Series (fehlt leider im abschließenden Quellenverzeichnis) und Portugaliæ Musica. Die Werkauswahl berücksichtigt die typischen Formen wie Intabulierung, Verso, Tento/Obra, Bathala sowie Stücke mit geteilten Regis­tern (de meio registo). Den zeitlichen Rahmen der Veröffentlichung bestimmen De Baena und die Säkularisierung. Völlig ausgespart bleiben anonyme Komponisten.
Rodrigues Coelho als zentrale Persönlichkeit zu bezeichnen, ist gut nachvollziehbar. Sich dennoch zu disziplinieren und nur eine überschaubare Zahl an Stücken aus seinen monumentalen Flores de Musica zu publizieren und gleichzeitig auf die Neu-Edition von João Vaz im Quellenverzeichnis hinzuweisen, ist souverän und lässt Platz für anderes Schönes.
Das Vorwort besteht aus einem dreiteiligen Essay: Kompositionen, Liturgische Funktion und Orgelbau. Man quält sich durch umfangreiche Auszüge liturgischer Formulare und kirchenmusikalischer Bestimmungen, durch die Namensflut portugiesischer, kastilischer, baskischer, deutscher u. a. Orgelbauer, durch geschichtliche und geografische Zusammenhänge, wird konfrontiert mit lusitanischen Mentalitäten – um anschließend erschöpft festzustellen, dass man noch weniger Ahnung von der Materie hat als befürchtet. Doch ermöglichen genau diese Erfahrungen und diese Vorgehensweise, ansatzweise zu verstehen, welche Rolle die portugiesische Orgel im nationalen, internationalen und interkontinentalen Kontext spielte.
Die ausgewählten Kompositionen und dieser exzellente Essay verschaffen uns einen Einblick in Tätigkeitsfelder portugiesischer Organistengenerationen, und sie lassen das berufliche Ethos dieser Komponisten und Organisten vor dem geistigen Auge aufleben.
Vieles wurde im liturgischen Alltag auf hohem Niveau improvisiert und ist natürlich verklungen. Glücklicherweise offeriert das reichhal­tige überlieferte Repertoire exemplarisches und oft auch außergewöhn­liches Anschauungsmaterial der großen portugiesischen Orgelkunst. Ei­nen kleinen Teil davon können wir durch diesen ausgesprochen schönen Sammelband begreifen und hörbar machen.

Johannes Ring

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