Petr Eben

Orgelwerke

Jaroslav Tůma an der E.-F. Walcker-Orgel (1884) in Annaberg-Buchholz, der Mathis-Orgel (2014) in Brno und der W.-Siemann-Orgel (1938) in St. Georg, Freising

Verlag/Label: OrgelArta F 10233 (2018)
erschienen in: organ – Journal für die Orgel 2019/03 , Seite 62

Bewertung: 5 von 5 Pfeifen

Die recht respektable Anzahl der Einspielungen mit Orgelkompositionen von Petr Eben auf dem internationalen Plattenmarkt ist unübersehbar und zeigt, dass die Werke dieses Musikers bisher keineswegs der Vergessenheit zum Opfer fielen, wenngleich Jaroslav Tůma im Vorwort seiner vorliegenden Einspielung eine gewisse Abstinenz im Konzertbetrieb beklagt. Insofern oder trotzdem besitzt diese aktuelle Einspielung von Jaroslav Tůma mit vier ausgewählten und repräsenta­tiven Werken auf jeden Fall ihre Berechtigung, zumal der renommierte Organist nicht nur durch seine Herkunft bestens mit Petr Ebens Musik vertraut ist. Tůma hat sich außerdem intensiv mit der Stilistik Ebens auseinandergesetzt und klug abwägend sowie stets erneut kritisch hinterfragend die für die Aufnahmen in Frage kommenden Orgeln ausgewählt. Für die oft gespielte Hommage à Dietrich Buxtehude nahm er sogar an verschiedenen Instrumenten probeweise Aufnahmen vor, bis er die Siemann-Orgel in der Pfarrkirche St. Georg in Freising in Betracht zog. Diese kluge Entscheidung unter Verzicht auf ein sich auf den ersten Blick anbietendes neobarockes Instrument war genau die Richtige.
Das gewissenhafte Herangehen an die Aufnahmen hat sich am Ende mehr als ausgezahlt, denn die CD fasziniert vom ersten Ton an und zeigt eindrucksvoll die unterschiedlichen Facetten in Ebens Orgelschaffen auf, die von der Postromantik über Elemente des Jazz bis hin zu einer unbekümmert daherkommenden Tonalität reichen. Zu deren Demonstration wählte Tůma neben der Freisinger Orgel noch die großen Instrumente von Walcker in der St. Annenkirche zu Annaberg und die Mathis-Orgel in der Jesuitenkirche in Brno aus. Mit diesen drei sinfonischen Werken, teils der Spätromantik, teils der Orgelbewegung und teils der Universalorgel verpflichtet, gelingt es Tůma überzeugend, die Klangwelt Ebens einzufangen.
Ebens Orgelmusik ist von einer unglaublichen Vitalität getragen und offenbart, dass er selbst ein faszinierender Organist war. Seine Musik ist der Orgel auf den Leib geschrieben, und Jaroslav Tůma verinnerlicht in seinem Spiel perfekt die Intentionen Ebens, obwohl er selbst nicht dessen Schüler war. Mit viel Feingefühl geht er die klang­liche Umsetzung der Kompositionen an, langt bei den gelegentlichen massiven Eruptionen ordentlich zu, ohne in übersteigerte Tempi zu verfallen oder die akustischen Parameter der einzelnen Kirchen zu überfordern. Die Aufnahmen sind insgesamt sehr transparent aufgezeichnet und münden niemals in unde­finierbaren Klangrausch. Auch das ist ein Positivum dieser sehr empfehlenswerten Einspielung, bei der keine Wünsche offen bleiben.
Im dreisprachigen, als Digipack angelegten Booklet (tschech., engl., dt.) gibt Tůma sehr persönlich seine Eindrücke von Petr Ebens Orgelmusik wieder. Der eine oder andere Orgelfreund wird vielleicht die Dispositionen der drei Orgeln vermissen, die dafür aber mit Farbfotos abgebildet sind.

Felix Friedrich