Werke von J. B. Bach, J. S. Bach, Händel, Schübler, Haydn, Kellner, Beethoven, Mendelssohn und Vivaldi

Orgelmusik aus Mitteldeutschland

Thomas Ennenbach an der Kloß-Orgel der Kirche St. Magdalenen Langenbogen; Ralf Mielke, Flöte; Ensemble Arco Lungo

Verlag/Label: Querstand VKJK 2103 (2021)
erschienen in: organ - Journal für die Orgel 2022/01 , Seite 63

Bewertung: 3 von 5 Pfeifen

Die vorgelegte CD hat als Veröffentlichung des Fördervereins Barockorgel Langenbogen zu dessen zwanzigjährigen Bestehen eine sehr ansprechende Aufmachung und Ausstattung in Form eines kleinen Buches.
Da die wunderschön klingende Kloß-Orgel mit zehn Regis­tern auf einem Manual und Pedal weitgehend unbekannt sein dürfte, soll sie hier zunächst kurz vorgestellt werden. Sie wurde 1826 von dem Orgelbauer Johann Gottfried Kurtze aus Halle angekauft und in Langenbogen aufgebaut. Der Orgelbauer Ekkehart Groß aus Waditz bei Bautzen führte 2003 bis 2004 die durch diese CD als äußerst gelungen ausgewiesene Restaurierung der Orgel aus. Als Erbauer der Orgel wurde nach einer Inschrift, die in einer der Windladen gefunden wurde, der Weißenfelser Hoforgelbauer „George Theodorus Kloße“ ermittelt; als Baujahr stand dort 1735.
Wie gesagt: Dieser Orgel zuzuhören ist ein einziger Genuss. In der einleitenden Ciacona in G von Johann Bernhard Bach werden die sieben Manualregister erschöpfend vorgestellt. Der klangliche Wert dieser Darstellung verdrängt die Frage nach der Authenzität einer deratigen Wiedergabe in den Hintergrund. Es folgen Praeludium et Fuga in c BWV 549, „Allein Gott in der Höh’ sei Ehr’“ BWV 715, „Liebster Jesu, wir sind hier“ BWV 730, „Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist“ BWV 667 und Fantasia in G BWV 572 von Johann Sebas­tian Bach. Hier zeigt sich, dass die Langenbogener Orgel auch der Forderung nach robusteren Klängen gewachsen ist. Wiederum schöner Orgelklang, bei einer sicheren, aber weitgehend rhetorikfreien Darstellung durch den Kirchenmusikdirektor für Halle und Wittenberg, Thomas Ennenbach. Das Orgelrepertoire wird fortgesetzt durch das Trio in D von Johann Georg Schübler, zwei Flötenuhrstücke von Joseph Haydn und Ludwig van Beethoven und das zupackend gespielte Praeludium in C von Johann Chris­toph Kellner. Zwei kleinere Stücke von Felix Mendelssohn Bartholdy (Choral in D und Thema mit Variationen in D) sprengen den Rahmen der musikalischen Möglichkeiten dieser Orgel nicht. Mit der zweiten Hallenser Sonate in e von Georg Friedrich Händel tritt die Langenbogener Orgel als Continuo-Instrument auf; Ralf Mielke überzeugt hier mit seinem gekonnten und virtuosen Flauto-traverso-Spiel.
Das Concerto del Signr. Meck, [in h] appropriato all’ Organo von Johann Gottfried Walther bildet den furiosen Schlusspunkt des eingespielten Repertoires. Es konnte als ein Violinkonzert in e von Antonio Vivaldi identifiziert werden. Friedrich Doppelbauer hat die Walthersche Orgelfassung in ein Konzert für Orgel und Orchester transformiert; es wird von Thomas Ennenbach und dem Barock-Ensemble Arco Lungo hin­reißend lebendig vorgetragen.
Insbesonders mit der Ciacona in G von Johann Bernhard Bach und dem Concerto nach Antonio Vivaldi empfiehlt sich diese CD als hörenswert.

Wolfram Syré