[William] Byrd

Orgel- und Clavierwerke

Fantasien und verwandte Werke, hg. von Desmond Hunter

Verlag/Label: Bärenreiter Urtext, BA 10897
erschienen in: organ – Journal für die Orgel 2019/04 , Seite 56
Aus dem umfangreichen kompositorischen Œuvre von William Byrd (1542–1623), der trotz zahlreicher Geldstrafen während der Elisabethanischen Regierungszeit seinem katholischen Glauben treu blieb, hat der irische Organist und Cembalist Desmond Hunter die wichtigsten Werke für Clavierinstrumente ausgewählt. Wie bei Buxtehude sind keine autographen Handschriften erhalten, so dass spätere Abschriften u. a. aus dem My Lady Nevells Book, dem Fitzwilliam Virginal Book, der Handschrift von Thomas Weelkes u. a. als Quellen dienen müssen. Diese werden in ihren Eigenarten, Vorzügen und Nachteilen kundig vorgestellt, wobei bedauerlicherweise keine illustrierenden Faksimiles mit abgedruckt sind.
Mit der getroffenen Auswahl, die sich u. a. aus drei kürzeren Preludes, fünf teilweise sehr umfäng­liche Fantasien, drei Voluntaries und drei virtuosen Hexachordbearbeitungen zusammensetzt, steht der Spieler vor einer spannenden spieltechnischen Herausforderung an der oberen Grenze der Spielbarkeit. Mit seiner kleinmotivischen, eng verzahnten Verbindung von kontrapunktischer Arbeit und brillantem Laufwerk ist Byrd einer der führenden europäischen Kompo­nis­ten nicht nur für Tasteninstrumente.
Alle Werke werden von Hunter eingehend beschrieben, analysiert und aufführungspraktisch-didaktisch aufbereitet. Insbesondere für die Ausführung der vorwiegend im My Lady Nevells Book reichlich angebrachten Ornamente gibt der versierte Cembalist sehr stimmige An­regungen, während leider die dort enthaltenen Verzierungen auch im kritischen Bericht nicht sinnfällig wiedergegeben werden.
Die vorbildliche Edition respektiert nicht nur grifftechnisch bedingte Notation, unregelmäßige Taktperidoden und nach den Taktstrichen gesetzte Verlängerungspunkte. Das Studium des umfassenden kritischen Berichts ist – nicht nur hier – dringend zu empfehlen, da sich dadurch manche reizvolle Spielvarianten ergeben.
Josef Miltschitzky