Werke von D. Buxthehude, J. S. Bach, J. Pachelbel, Ch. W. Druckenmüller, Daniel Erich, Daniel Magnus Gronau, G. F. Händel, Georg Dietrich Leyding und J. L. Krebs
Orgel in St. Jacobi zu Stralsund
Martin Rost, Orgel
Bewertung: 2 von 5 Orgelpfeifen
Hinter dem spektakulären Orgelgehäuse mit drei übereinander angeordneten Manualwerken und seitlich angebauten Pedaltürmen steht eine Orgel mit 51 Registern, die der Tradition von Gottfried Silbermann verpflichtet ist. Das von der Dresdener Orgelwerkstatt Kristian Wegscheider erbaute und im September 2020 festlich eingeweihte Instrument entfaltet auf der CD seine volle klangliche Schönheit mit den vier ausgewählten Voluntaries von Händel. Ebenso eindrucksvoll klingt die Fantasia in g (alla Elevazione) von Johann Pachelbel mit den Registern Principal 8’ und Lamento (= Schwebung) 8’. Eine Überraschung bietet die vierte der Variationen Allein Gott in der Höh’ sei Ehr’ von Daniel Magnus Gronau, bei der die Pauke (eine tiefliegende Schwebung) gezogen ist.
Ansonsten präsentiert die CD die Wegscheider-Orgel besonders im Organo pleno eher blass und etwas pedallastig, obwohl der Aufnahme-Standpunkt so gewählt ist, dass die Orgel nicht in der Raumakustik untergeht. Trotzdem geben die verschiedenen gewählten Registrierungen die klanglichen Möglichkeiten der Orgel umfassend wieder.
Die CD bietet außer den be-reits oben erwähnten Werken etliche Kompositionen, die selten zu hören sind. Dazu zählen zwei kühne Choralharmonisationen des jungen Johann Sebastian Bach, ein dreisätziges Concerto in D von Christoph Wolfgang Druckenmüller (1687–1741) sowie Choralbearbeitungen von Daniel Erich (1649–1712), Dietrich Leyding (1664–1710) und Daniel Magnus Gronau (1685– 1747) – letztere sind außergewöhnlich eigenwillig und interessant.
Besonders hörenswert sind die ausgewählten Kompositionen von Johann Ludwig Krebs (1713–80): die vier schönen kleinen Praeludien, die eingängige Fantasia à gusto Italiano und die monumental dargestellte Fuge über B-A-C-H.
Dem hohen Repertoirewert der CD mit Werken „Johann Sebastian Bachs, seiner Lehrer- und Schülergeneration“ (Booklet) steht die Frage gegenüber, was deren Interpretationen durch Martin Rost auszeichnet. Alles ist ordentlich und gut gespielt, aber es fehlen u. a. Vorbereitungen von Themen- oder Solostimmen-Einsätzen, ausgestaltete Finalklauseln oder rhetorische Emotionen. Das führt dazu, dass langsame Sätze und kürzere Stücke als gelungener überzeugen als größer angelegte Werke.
Das informative Booklet beschreibt auf Deutsch und Englisch ausführlich die Geschichte der Orgel, die gewählten Registrierungen und die Vita des Organisten. Außerdem findet sich darin ein Essay von Christian Wegscheider über seinen Werdegang und seine Werkstatt.
Wolfram Syré