Gijs Boelen
Organ Dance
Dance Suite / Five Arabic Impressions / Broadway Polka / Crystal Clear / Sunshine Toccata / Rock Passacaglia / Jazzy Interlude / A Song of Peace / The Organist as DJ
Bewertung: 3 von 5 Pfeifen
„Mit Gijs Boelen erleben Sie Orgelklänge wie nie zuvor“, heißt es vollmundig auf der Homepage des niederländischen Komponisten und Organisten – eine Ankündigung, der man nach dem Hören dieser CD nur bedingt beipflichten kann. Denn was Gijs Boelen, Jahrgang 1984, hier an eigenen Werken zum Besten gibt, hat man so oder ähnlich alles schon einmal gehört. Etwa die dreisätzige Dance Suite, die Boelen selbst spielt. Wie alle seine Werke bleibt die Musik durchweg tonal und bedient sich ganz überwiegend standardmäßiger, allerhöchstens bis zur Spätromantik reichender harmonischer Muster. Gelegentlich verirrt sich ein scheinbar vom Jazz inspirierter Akkord in die Musik. Auch formal tut sich eher wenig. Alles ist schön periodisch und eher simpel strukturiert, musikalische Überraschungen gibt es keine. Zweifellos ist dies alles solide gemacht, Boelen beherrscht sein Metier, spielt mit Elan und Spielfreude, aber mehr als das kommt nicht an.
Eklatant wird der Mangel an wirklich eigenständiger schöpferischer Fantasie auch in einem „Lamento“ aus den Five Arabic Impressions. Boelen reproduziert hier altbekannte und -bewährte Plattitüden: ein Orgelpunkt, über dem sich pseudoarabische Arabesken entwickeln, steigern und wieder abflauen – ermüdend. Immerhin: Wenn er eine Broadway Polka intoniert, entbehrt dies nicht einer gewissen, durchaus ansteckenden Musizierfreude. Das ist Gute-Laune-Musik und Easy Listening at its best. Aber neu oder gar originell ist das eher nicht. Dafür ist alles ein bisschen zu einfältig gestrickt.
Manche Stücke, wie etwa eine Sunshine Toccata oder eine Rock Passacaglia, bedienen sich entsprechender stilistischer Mittel, ohne jedoch auch nur annähernd die Komplexität oder Struktur manches Originals zu erreichen. Wie gesagt: Gespielt ist das alles sauber, handwerklich solide, musikalisch tadellos, zuweilen durchaus fetzig und mit Schwung. Aber damit es wirklich spannend würde, benötigte es ein bisschen mehr Fleisch am zuweilen doch recht simpel strukturierten Gerippe. So bleiben die verwendeten Schemata allzu leicht durchschaubar, die Themen zu schlicht. Fazit: nett anzuhören, aber harm- und meistens auch belanglos.
Immerhin macht die 2004 gebaute Späth-Orgel (II/29) der St. Joseph-Kirche in Oberhausen eine gute Figur. Die Kirche wurde inzwischen der traditionalistischen Priesterbruderschaft St. Petrus überlassen und wird von der Pfarrgemeinde nur noch werktags genutzt. Die klangvolle und vielseitige Orgel ist hier wenigstens noch einmal mit einem Klangdokument zu hören. Noch interessanter wäre es freilich gewesen, sie mit Musik zu dokumentieren, die ihre Qualitäten wirklich gefordert hätte
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Guido Krawinkel