James Cook
Olympus and Apollo
Orgelsinfonien Nr. 8 Olympian und Nr. 9 Apollonian. Kevin Bowyer an der Orgel der Glasgow University Memorial Chapel
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Beim Namen James Cook denken die meisten zuerst an den berühmten britischen Seefahrer, Kartografen und Entdecker des 18. Jahrhunderts. Sein 1963 geborener musikalischer Namensvetter ist hierzulande dagegen (noch) ein Unbekannter. Als äußerst produktiver Komponist vor allem von (geistlichen) Chor- und Orgelwerken sowie Opern mit bevorzugt biblischen und mythologischen Themen und in der englischen Musiktradition wurzelnd, wird er in seiner Heimat viel gespielt. Olympus and Apollo ist bereits das neunte Album, das beim Label Divine Art erscheint. Neben der Symphony for Organ and Harp (2004), der (undatierten ersten) Organ Symphony, der Sinfonia Lacrimosa und der Symphonia Melodia (beide 2005) sind die Olympian und Apollonian titulierten Orgelsinfonien (beide 2006) Cooks einzige Werke dieses Genres, die bislang auf CD veröffentlicht wurden.
Echtes Neuland wie einst der Seefahrer Cook entdecken all diese Sinfonien zwar musikalisch-stilistisch nicht – und die Orgel-„Landschaft“ muss ihretwegen auch nicht neu „kartografiert“ werden. Gleichwohl handelt es sich dabei, wenn auch vielleicht nicht um substanzielle, so doch um leicht- bis mittelgewichtige Gattungsbeiträge, die dem Hörer keine allzu großen Rezeptionsschwierigkeiten bereiten. Und weil alle Orgelsinfonien Cooks ein explizites Programm haben (und auf spätere Orchestrierung hin konzipiert, mithin naturgemäß vorläufig wirken), ist das musikalische Geschehen verständlich und nachvollziehbar.
Die Olympian ist mit ihren knapp 50 Spielminuten die bislang längste von Cooks Orgelsinfonien. Ihre vier Sätze – I. Soliloquy, II. Anglaise, III. Pastorale, IV. Expansum – beziehen sich auf die Heimat der Götter in der griechischen Mythologie. Die rund 34-minütige Apollonian ist von ihren traditionellen Satzbezeichnungen wie z. B. „Allegro“ oder „Presto“ her gesehen „absoluter“ konzipiert, gehorcht aber auch einem Programm. Die „Neunte“ sei eine „Sinfonie des Lichts und der Bewegung“, schreibt Cook im Booklet. „Das Werk besteht aus sieben Sätzen, von denen die ersten sechs kurz und schnell und der siebte sehr lang und langsam ist. In meiner Vorstellung schildert das Werk einen Ausflug an einem langen, heißen Sommertag ans Meer in der viktorianischen oder edwardianischen Zeit. Im Laufe des Tages beschleunigt sich das Tempo, bis der Tag (und die Musik) in der Nacht verschwinden.“
Der britische Organist Kevin Bowyer registriert und spielt die Werke seines Landsmanns an der 1927 von Henry Willis III erbauten und zuletzt 2005 von Harrison & Harrison renovierten Orgel der Glasgow University Memorial Chapel tadellos, oftmals regelrecht suggestiv, mit viel Sinn für Farben und Dynamiken. Die kompositorischen Schwächen der Werke, deren musikalische Mittel sich „in the long run“ wiederholen, kann auch er nicht kaschieren. Im Booklet erfährt man nichts über die Orgel, sodass man im Internet recherchieren muss. Dass es sich um (störungsfreie) Live-Aufnahmen handelt (Nr. 8 mit Schluss-Applaus), verrät der Text auch nicht.
Burkhard Schäfer