Kaleidoskop

Neue Orgelpräludien und Begleitsätze zu ausgewählten Kirchenliedern, Heft 5: Himmelfahrt, Pfingsten und Ende des Kirchenjahres

Verlag/Label: ortus, om343
erschienen in: organ - Journal für die Orgel 2025/01 , Seite 58

Seit 2021 sind im ortus Musikverlag inzwischen sechs Bände in der Reihe „Kaleidoskop. Neue Orgelpräludien und Begleitsätze zu ausgewählten Kirchenliedern“ erschienen, herausgegeben von Gunter Kennel im Auftrag der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz (EKBO). Zur Besprechung lag dem Rezensenten der fünfte Band der Reihe vor, der Werke zu Himmelfahrt, Pfingsten und zum Ende des Kirchenjahres umfasst. Enthalten sind Werke zu insgesamt zwölf Liedern aus dem EG und dem Singt Jubilate (SJ) der EKBO; bei ökumenischen Liedern sind auch die Gotteslob-Nummern mit angegeben.
Zu den Grundprinzipien der Reihe gehört, dass eine Autorin oder ein Autor ein Lied in Gänze bearbeitet. Abgesehen von zwei Ausnahmen wird dieses Prinzip auch hier beibehalten. Zu jedem Lied gibt es (nicht nach festem Schema) mehrere Vorspiele oder Bearbeitungen sowie drei- und vierstimmige Begleitsätze, teilweise mit Cantus firmus in Tenor oder Bass, so dass den Organistinnen und Organisten eine gute Auswahl an Einsatzmöglichkeiten für die liturgische (und sogar auch konzertante) Praxis an die Hand gegeben wird; vereinzelt angezeigte Kürzungsoptionen erhöhen die Flexibilität beim Einsatz der Musik.
Neben dem Herausgeber Gunter Kennel waren insgesamt acht weitere Komponisten an dem Band beteiligt, die mit ihrem je eigenen Kompositionsstil für musikalische Vielfalt sorgen. Das Heft ist in
besonderer Weise dem Andenken Christian Schlickes gewidmet, der rund ein Jahr vor Herausgabe des Bandes verstarb. Seine schlichten, aber wirklich schönen Sätze zu „Schmückt das Fest mit Maien“ (EG 135) sind als seine letzte kompositorische Arbeit sozusagen sein musikalisches Vermächtnis. Sehr gelungen sind eine Chaconne und die an Samuel Wesley erinnernde Gavotte zu „Komm, o komm, du Geist des Lebens“ von Xaver Schult, dem 1994 geborenen und damit jüngs­ten Autor des Bandes. Die stilistische Bandbreite reicht von Renaissance-Anklängen über gediegene ba­rocke Sätze und romantische Farben (schön die impressionistischen Sätze von Markus Epp zu „Wachet auf“) bis hin zu (nicht immer ganz überzeugenden) modernen Tönen.
Hinweise zu Registrierung, Manualverteilung und Dynamik sind nur vereinzelt angegeben und erlauben so die Interpretation auf ganz unterschiedlichen Instrumenten. Der Schwierigkeitsgrad der Werke liegt auf C-Niveau, oft vom Blatt spielbar; etwas ausgedehnter ist Gunter Kennels Prä-/Postludium über „Wachet auf“, das zwischendurch in H-Dur landet. Notensatz und Druckbild sind vorbildlich, und durch das Querformat wird der Notenband auch auf jedes Notenpult passen. Diesem Heft kann (wie sicherlich auch den anderen Bänden der Reihe) die Empfehlung für die kirchenmusikalische Praxis ausgesprochen werden. Man darf sich schon auf weitere Bände der Reihe freuen.

Gabriel Isenberg