Joyful Winds & Playful Pipes
Orgelklang und Flötenzauber, Vol. 3
“Die CD vereinigt mustergültig die nahe verwandten Klangsysteme verschiedener Flöten und Rohrblatt-Instrumente mit den Registern der Orgel zu einer perfekten Symbiose.” (Markus Zimmermann)
Andrea Will, Flöte, Piccolo und Piccolo in F; Wolfgang Pohl, Oboe und Englischhorn; Hans-André Stamm an der Fleiter-Orgel der Pfarrkirche Raesfeld
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Die Musik Hans-André Stamms zeichne sich aus durch „mitreißende Frische, folkloristische Elemente, ungewöhnliche Klangfarben und lebendige Rhythmen“, so verspricht es der Beitext. In der Tat zeigen nicht nur die Eigenkompositionen des rührigen Leverkusener Organisten diese Merkmale, sondern auch seine Bearbeitungen (Antonín Dvořák, Stanley Myers, Engelbert Humperdinck, Karol Svoboda). Vieles erinnert an das erfolgreiche Duo von Panflöte und Orgel mit Gheorghe Zamfir und Marcel Cellier aus den 1970er Jahren.
Ein weiterer Vorzug dieser keineswegs akademisch ausgerichteten Produktion: Sie vereinigt mustergültig die nahe verwandten Klangsysteme verschiedener Flöten und Rohrblatt-Instrumente mit den Registern der Orgel zu einer perfekten Symbiose. Besonders reizvoll integriert ist das Englischhorn als seltener Partner der Orgel. Letztere ist ein von der Firma Fleiter 2016/17 in der Kirche St. Martin in Raesfeld (West-Münsterland) um ein Schwellwerk erweitertes Instrument; verwendet wurde ein 1989 von Breil erbautes Werk aus einer profanierten Kirche. (Diese Informationen müssen sich Interessierte allerdings anderweitig beschaffen.) Sonderkoppeln und die Einzeltonsteuerung des Zubaus bieten zusätzliche Registriermöglichkeiten, die Stamm reichlich und gekonnt nutzt. Sind auch gelegentlich leichte Verstimmungen zu hören, so zeigt dieses Beispiel, was aus einer einst wohl eher unscheinbaren Gebrauchsorgel herauszuholen ist.
Die drei Musiker des Trios sind exzellent aufeinander eingespielt und agieren mit hörbarem Vergnügen. Trotz einiger Ruhepole im Programm der Aufnahme meint man nach den 68 Minuten die Ingredienzien (siehe oben) der Stücke zu kennen. Aber dies ist keineswegs ein Nachteil: Gerade im Orgeljahr 2021 wäre es schön, würden in den für ein neues Publikum gedachten Veranstaltungen sowie hie und da in Gottesdiensten so fröhliche Stücke auftauchen. Um auf Orgel und Orgelmusik neugierig zu machen eignet sich derlei Repertoire weitaus besser als manche kontrapunktisch noch so korrekte und noch so authentisch exerzierte Choralbearbeitung. Schließlich haben auch Sweelinck, Scheidt oder Händel nicht nur schwere Kost vermittelt, sondern immer wieder mit dem ihr Publikum unterhalten und erfreut, was im besten Sinn gefällig war.
Markus Zimmermann