Benjamin Lang

… in mir hab‘ der Pfeile viel …

Fuge für Sopransaxophon und Orgel

Verlag/Label: Verlag Neue Musik, NM 2931
erschienen in: organ - Journal für die Orgel 2021/01 , Seite 56

Nach wie vor erfreuen sich Instrumental-Duos à la „Orgel plus“ großer Beliebtheit. Daher entstehen permanent Transkriptionen beliebter Originalwerke, aber auch Neukompositionen unterschiedlichster Stilistiken. […]

Mit … in mir hab’ der Pfeile viel … für Sopransaxofon und Orgel von Benjamin Lang, der als Professor für Musiktheorie an der Hochschule für Musik und Theater Ros­tock lehrt, betreten wir eine ganz andere Welt. Das als „Fuge“ betitelte Stück ist im klassischen Sinne schwer als solche erkennbar und wohl auch nicht wirklich intendiert. Ein als Tonrepetition unkonventionell gestaltetes „Thema“ des Saxofons wird von der Orgel aufgegriffen, während sich in bewegter Sekundintervallik eine Art Kontrapunkt manifestiert. Im weiteren Verlauf bestimmen extreme dynamische Effekte in beiden Instrumenten, Trillerketten, repetitive, das Thema motivisch verarbeitende Elemente in der Orgel und spezielle Zungenspieltechniken im Saxofon das Geschehen. Die Rhythmik ist komplex, der Gestus wirkt bisweilen sehr improvisatorisch, die Tonsprache herb bis „atonal“. Orgel und Saxofon mä­andern am Schluss in einer Art „Engführung“ im Duett verschlungen nebeneinander her, bevor der Spielfluss abrupt im Einklang des Anfangstons beendet wird.
Originellerweise ist dem Orgelpart eine tonliche Alternative für historisches Orgelpedal mitgegeben, wobei allerdings das permanent vorkommende des3 sowie der höchste Ton d3 an so manchem Instrument des 18. Jahrhunderts eher zum Problem werden könnte.
Das interpretatorisch sehr diffizile, etwa elfminütige Werk stellt auch Ansprüche an die Hörerschaft und setzt eine gewisse Offenheit gegenüber zeitgenössischer Musik voraus. Wer sich darauf einlässt, der wird mit „Unerhörtem“ belohnt.

[…] Insbesondere den beiden letzten Werken [außerdem: Ole Karsten Sundlisaeter: CESIFL for flute and organ] wäre eine weitere Verbreitung zu wünschen, da sie sich aus dem allgemeinen „Mainstream“ wohltuend herausheben.

Christian von Blohn