Fischer & Kerll at the Arp-Schnitger Organ of the Monastery of Moreira da Maia (Portugal)
Rui Fernando Soares, Orgel
Bewertung: 5 von 5 Pfeifen
Arp Schnitger (1648–1719) war nicht nur einer der berühmtesten, sondern auch produktivsten Orgelbauer seiner Zeit. Aus dem Verzeichnis seiner Instrumente lassen sich Lieferungen nicht nur nach Norddeutschland und in die Niederlande, sondern sogar in entlegenere Länder wie Spanien, Portugal, Brasilien, Russland und England belegen. Im Jahre 1701 beispielsweise verfertigte er zwei zwölfregistrige Orgeln mit jeweils zwei Manualen (und ohne Pedal), die für Portugal bestimmt waren. Über deren weiteren Verbleib bis zum späten 20. Jahrhundert waren entsprechende Informationen kaum zu erhalten.
Als der renommierte deutsche Orgelbauer Georg Jann (der zeitweise in Portugal eine Werkstatt unterhielt) 1986 auf die Orgel der Klosterkirche S. Salvador in Moreira da Maia aufmerksam wurde, vermutete er aufgrund der Bauweise und der optischen Erscheinung Arp Schnitger als Erbauer – ein sich später anhand einer in der Orgel vorgefundenen Inschrift erhärtender „Verdacht“: „An[no Domi] 1701 Den 9. Maij / Ist Di[ese Orgel ver]fertiget. Danach / Das In[strument?] durch die handt des / Herren H.H. Arp Schnitger / Orgel macher in Hamburg“. Durch großzügige finanzielle Unterstützung durch die Bundesrepublik Deutschland konnte das Instrument 1999 bis 2001 durch Jann restauriert werden. Vorherige Umbauten scheinen glücklicherweise so gut wie nicht stattgefunden zu haben, so dass man von einem weitestgehenden Originalzustand sprechen kann. Lediglich Details an den Zungenstimmen und der von Mäusen an den Pfeifenfüßen zerfressene Prospektprincipal mussten ersetzt werden.
Der junge portugiesische Organist und Cembalist Rui Fernando Soares hat nun ein klingendes Porträt dieses herrlichen Instruments vorgelegt, wobei er sich in kluger Disposition seines Programms auf Werke lediglich zweier bedeutender Meister der Erbauungszeit der Orgel konzentriert hat. Dem uns überlieferten Schaffen von Johann Caspar Kerll (1627–93) und Johann Caspar Ferdinand Fischer (ca. 1656– 1746) sind – hervorragend passende – Variationswerke und Einzelsätze zur Präsentation des reichen klanglichen Fundus’ der Schnitger-Orgel entnommen. Auszüge aus Fischers Musicalischem Parnass (hier wiederum aus den Suiten Uranie und Euterpe) porträtieren herrliche Einzelstimmen und divers zusammengestellte Plena, die „Best of“-Auswahl der Kerllschen Tastenmusik (Battaglia, Passacaglia und Capriccio sopra il Cucu) setzt diese prachtvolle Klangdemonstration fort.
Dass diese CD richtig Hörfreude macht, ist neben der sehr natürlich und großräumig klingenden Tonaufnahme dem musikantischen, fantasievollen und extrem lebendigen Spiel Rui Fernando Soares’ zu danken. Vor allem die besondere Eleganz seines cembalistisch geprägten Anschlags hat mich sehr überzeugt, so dass ich diese Einspielung gerne mit der höchstmöglichen Bewertung versehen empfehlen möchte. Einziger Wermutstropfen: Die Disposition der Orgel ist im recht schmalen, nicht allzu sorgfältig redigierten englischsprachigen Booklet leider nicht abgedruckt …
Christian Brembeck