Echoklänge auf BACH und HÄNDEL

Benedikt Bonelli an der historischen Hindelang-Orgel von St. Peter und Paul in Oberstaufen, Allgäu

Verlag/Label: Ambiente Audio, ACD 1081 (2018)
erschienen in: organ – Journal für die Orgel 2019/03 , Seite 59

Bewertung: 4 von 5 Pfeifen

Zu Unrecht wurde dem umfangreichen Œuvre der Firma Gebr. Hindelang in Ebenhofen nahe Marktoberdorf (Allgäu) bislang wenig Beachtung geschenkt: Zwischen 1875 und 1975 bewältigten drei Gene­rationen über 350 Orgelneu- und -umbauten, vorwiegend in Bayerisch Schwaben und in Unterfranken. Eines ihrer größten und aus­sagekräftigsten Instrumente ist im Nobelkurort Oberstaufen erhalten und wurde 2013 durch Alfons Zeilhuber restauriert.
Der Kemptener Basilika-Organist Benedikt Bonelli spielte dort unter dem Titel Echoklänge auf Bach und Händel eine feinsinnig zusammengestellte und brillant musizierte CD ein. Die Zugänge zu den durchweg bekannten Vorlagen sind sehr unterschiedlich: Sigfrid Karg-Elerts Neuschöpfung über Händels Grob­schmied-Variationen reichern das Grundmaterial ähnlich üppig an wie Samuel de Langes Bearbeitung des B-Dur-Orgelkonzerts vom selben Meister; Letzterem wird im Allegro des 1. Satzes ein veritabler themenfremder Exkurs verpasst. Auch Arno Landmann verfährt in seinen Variationen über ein Thema von Georg Friedrich Händel – milde ausgedrückt – großzügig mit dem „La Folia“-Sujet: Sie gedeihen zu einer Symphonie en miniature.
Die 1910 entstandenen Pezzi per organo von Ottorino Respighi reflektieren wohl Eindrücke aus dessen Deutschland-Aufenthalt: Preludio in Re nutzt eher Bachsche Techniken, Preludio in La Minore zitiert den Choral „Ich hab’ mein Sach’ Gott heimgestellt“. Dem Begriff „Bearbeitungen“ am nächsten stehen diejenigen des „Echo“ aus Bachs Cembalo-Suite h-Moll und dessen berühmter Air. Zu Letzterer hätte man gerne die Registrierungen erfahren, und nach den betörend zarten Klängen erwartet man eigentlich die schwungvolle Gavotte aus der Ouvertüre BWV 1068. Bonelli schließt jedoch mit Liszts kaum weniger bekanntem B-A-C-H-Denkmal, das er wiederum dynamisch und farblich ungemein differenziert gestaltet. So kommen die wohlig-spätromantischen, aber auch die den Reformbewegungen folgenden, lichten Seiten der 1920 fertiggestellten Orgel vorzüglich zur Geltung. Diese geniale Mischung passt bestens zu den Adaptionen von Händel, der sicher gerne in so üppigen Orgelklängen bei grandioser Akustik geschwelgt hätte.

Markus Zimmermann