Max Reger
Dreißig kleine Choralvorspiele zu den gebräuchlichsten Chorälen op. 135a
Revidierte Einzelausgabe aus der Reger-Werkausgabe
In dem sehr umfangreichen, im Vergleich zu seinen Zeitgenossen fast monolithisch zu nennenden Orgelwerk Max Regers (1873–1916) nehmen seine Dreißig kleinen Choralvorspiele zu den gebräuchlichsten Chorälen op. 135 eine besondere Stellung ein. Nicht von Regers sonst üblicher Schwierigkeit und Komplexität zwar, stellen sie trotzdem eine liturgische „Gebrauchsmusik“ im allerbesten Sinne dar.
Im August 1914 bittet Reger den Meininger Kantor Hermann Langguth um Nennung der am häufigsten im Gottesdienst gesungenen Choräle unter Angabe der gebräuchlichsten Tonarten, um ein Gleiches wenig später den Theologen und Musikwissenschaftler Fritz Stein. Ende September schon kündigt er dem Simrock-Verlag eine Sammlung von „… Choralvorspiele[n] für die Orgel, denkbar einfachst u. leichtest, so daß sie jeder Landorganist spielen kann …“ an. Er wäre falsch, dieses recht späte Opus in Regers Schaffen dieser Beschreibung wegen geringzuschätzen, denn gerade in der Beschaffenheit der relativ leichten Ausführbarkeit in Verbindung mit einer erlesenen Harmonisierung, dem sehr ausdifferenzierten Arrangement hinsichtlich Manualverteilung und Dynamik sowie der raffinierten und einfallsreichen Cantus-firmus-Behandlung zeigt sich die Meisterschaft des Komponisten.
Die im Druck alphabetisch angeordneten Melodien geben nicht die Reihenfolge ihrer Entstehung wieder. So beschäftigen sich die ersten entstandenen Choräle thematisch zumeist mit seelischer Not und Gottvertrauen, was auch vor dem Hintergrund des gerade ausgebrochenen Ersten Weltkriegs gesehen werden kann.
Die in jeder Hinsicht der Beschäftigung lohnenswerten Stücke sind im vergangenen Jahr in einer revidierten Einzelausgabe innerhalb der Reger-Werkausgabe beim Carus-Verlag neu erschienen, herausgegeben von Alexander Becker. Der hochformatige Druck ist angenehm anzuschauen, ein lesenswertes Vorwort sowie ein ausführlicher kritischer Bericht sind beigegeben.
So sind diese kleinen musikalischen Pretiosen einerseits Inspirationsquelle für die Behandlung von Chorälen und andererseits eine gute Möglichkeit, sich dem Orgeltitanen Max Reger auf kommode Weise anzunähern.
Christian von Blohn