Karl-Friedrich Albes
Die Versuchung
Klangbilder für Orgel mit Lesungen – auch als Ballett – im Konzert
Ob sie nun konzertant erklingen, in Kombination mit einer tänzerischen Darstellung oder im Wechsel mit der Lesung von Textabschnitten: Die von Karl-Friedrich Albes hier vorgelegten Klangbilder für Orgel regen unmittelbar dazu an, unterschiedliche Präsentationsformen zu erproben. Angelegt als (kompositorische) Reflexionen auf den Bibeltext Jesu Versuchung (Matthäus 4, Verse 1–11) und komponiert in freier Harmonik, entwirft Albes sieben in ihrem jeweiligen musikalischen Charakter ganz unterschiedlich geprägte Sätze; mit Ausnahme des eröffnenden Satzes („Die Anfechtung“) handelt es sich recht eigentlich um klangliche Kleinformen. In ihnen klingt rezitativisch Freies, immer wieder finden Taktartwechsel statt, frei-tonale akkordische Liegeklänge sind zu hören, in den Innenstimmen drängende Sechzehntel-Bewegung, kantable Melodiebögen im Diskant oder auch eine c.f.-Linie im Pedal. Einleitend unterstreicht der Komponist die Bedeutung eines dynamischen Ma-nualwechsels (im Notenbild entsprechend markiert) und ermutigt zu einer farbigen Registrierung, die ja mit solcherart programmatisch konzipierter Orgelmusik in jedem Fall korrespondiert.
Obgleich die inhaltlich gebundene Titelung der siebensätzigen Komposition Die Versuchung den Stellenwert des Bezugstextes zu betonen scheint, gehen von der Musik selbst und den begleitenden Kommentaren des Komponisten genügend Impulse dafür aus, eben gerade nicht auf einer engen und, mag sein, gar einengenden Bezugnahme zu bestehen. So schmal die Veröffentlichung, so lohnend denn diese Perspektive.
Gunther Diehl