hg. vom Evang.-Luth. Pfarramt St. Georg Markt Nordheim
Die Ehrlich-Orgel zu Markt Nordheim
Festschrift zur Einweihung der Johann Bernhard Ehrlich-Orgel nach der Restaurierung durch Orgelbau Waltershausen 2018–2019
Das Beispiel Nordheim am Main zeigt es einmal mehr: Orgeln in der sogenannten Provinz sind, selbst wenn „nur“ einmanualig, immer wieder einmalige Kunstwerke von durchaus überregionaler Bedeutung. 1786 errichtete Bernhard Ehrlich aus Wachbach (Main-Tauber-Kreis) hier ein repräsentatives Werk mit 13 Registern in einem schmucken Spätbarockgehäuse. Mit seinen überdurchschnittlich vielen Farbregistern steht es nicht nur am Schnittpunkt zwischen der süddeutschen und der thüringischen Orgeltradition, sondern auch am Übergang vom galanten zum romantischen Musikstil. Nachdem 1917 die Prospektpfeifen sogar von der Ablieferungspflicht befreit worden waren, opferte man diese ohne Not bei einem gravierenden Umbau 1960/ 61. Dennoch konnte die mit diesem Instrumententyp besonders erfahrene Werkstätte Orgelbau Waltershausen das Werk wieder weitestgehend in jenen Zustand und Glanz zurückführen, in dem es zur Mozart-Zeit erstrahlt.
Überaus ansprechend ist auch die Festschrift zur Wiedereinweihung 2019 ausgefallen. Den acht Grußworten folgen profunde und gut lesbare Beiträge zu Geschichte und Restaurierung des Instruments; besonders lesenswert sind die Gedanken von Rainer Goede zur passenden Musik aus später Klassik und Frühromantik. Stammbäume der Orgelbauer-Familien Ehrlich und Zettler ergänzen den wissenschaftlichen Gehalt des Bandes; einige persönlich gehaltene Texte bieten Perspektiven jenseits der rein fachlichen Ebene. Das mit schönen Fotos sorgfältig ausgestattete Lesebuch zeugt vom erfolgreichen Engagement einer kleinen Gemeinde, der es gelang, neben zahlreichen Einzelspenden auch einen sechsstelligen Betrag aus Sondermitteln des Bundesbeauftragten für Kultur und Medien für Orgeln in bedeutenden Denkmälern einzuwerben. Kurzum: vorbildlich und einladend!
Markus Zimmermann