C. Ferrulli / J. M. Michel (Hg.)

Das Mannheimer Wunderwerk

Ein Musterbeispiel wieder errungener Klangkultur. Festschrift zur Restaurierung der Steinmeyer-Orgel der Christuskirche Mannheim

Verlag/Label: verlag regionalkultur, Ubstadt 2018, 175 Seiten, 16,90 Euro
erschienen in: organ - Journal für die Orgel 2021/01 , Seite 53

… Kurzum: vorbildlich und einladend!

Gleiches gilt uneingeschränkt für die naturgemäß etwas umfangreichere Dokumentation zur Restaurierung der großen Steinmeyer-Orgel von 1911 in der Christuskirche Mannheim mit dem Titel Das Mannheimer Wunderwerk. Das viermanualige Instrument samt Fernwerk (an der Konzeption wirkte der Straßburger Orgelreformer Emile Rupp maßgeblich mit) ist Teil eines einzigartigen Jugendstil-Gesamtensembles im Geist wilhelminischer Selbstdarstellung. Die letzte Restaurierung durch die Werkstäten Giengener Orgelmanufaktur Gebr. Link und Orgelbau Lenter 2016–18 erbrachte wieder weitgehend den Erstbestand.

Ein ganz besonderer Glücksfall ist es, dass nicht nur Kirche und Orgel sowohl die Bombenangriffe auf Mannheim im Zweiten Weltkrieg, sondern auch allzu radikale Purifizierungs-Ambitionen in den 1960er Jahren überstanden; erhalten sind im Kirchenarchiv auch zahlreiche wichtige Originaldokumente seit der Erbauungszeit. Deshalb können die sorgfältig recherchierten Beiträge mit ausgiebigen Zitaten und Faksimiles aufwarten. So erfahren wir nicht nur zahlreiche Details zu einer spektakulären Orgel des Impressionismus; exakt nachzuvollziehen ist nun zum Beispiel auch die genaue Einstellung des für die Musik von Sigfrid Karg-Elert so wichtigen Rollschwellers.

Alle Beiträge sind typografisch und mit Farbhinterlegungen hervorragend strukturiert, so dass man sich rasch zurechtfindet, selbst wenn man nur einzelne Informationen sucht. Geschickt eingebaut sind kurze Lebensläufe der Akteure. Besonders zu empfehlen sind die Reflexionen von Orgelbaumeister Markus Lenter zum System Orgel und zur Intonation sowie die Gedanken zu Sigfrid Karg-Elert von Johannes Matthias Michel.

Alles wird in einem gut handhabbaren Buchformat mit Hard­cover kredenzt. Selbst die Repros der historischen Abbildungen kommen auf dem gestrichenen, jedoch nicht zu stark reflektierenden Papier gut zur Geltung. So reicht auch diese Veröffentlichung weit über die Funktionen einer Festschrift hi­naus, wozu das gewissenhafte Lektorat in Zusammenarbeit mit dem verlag regionalkultur wesentlich beitrug. – Wer ständig mit der Orgel befasst ist, (über)liest Grußworte gelegentlich mit Schmunzeln: Doch gerade sie dokumentieren die oft er­staunlich breite Unterstützung au­ßerhalb der Fachkreise für das jeweilige Orgelprojekt.

Markus Zimmermann