Das Leben der Montserrat Torrent i Serra – Die Königin der Orgel

Ein Film von Giovanni Solinas

Verlag/Label: DVD, Motette 9672224
erschienen in: organ – Journal für die Orgel 2020/03 , Seite 59

“Weit mehr als ein einfühlsames und charmantes Porträt der Königin der Orgel ist Solinas Film eine beeindruckende Lehrstunde über die Mu­sik, über Lebenskraft, Überlebenswille, Disziplin und Lebensfreude.” (Johannes Ring)

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Der Titel Die Königin der Orgel zu Giovanni Solinas Filmporträt Das Leben der Montserrat Torrent i Serra (2019) mag auf den ersten Blick etwas kitschig wirken, aber Spanien – nicht nur Katalonien – verehrt Montserrat Torrent i Serra als „La reina de los Órganos“.
Der einstündige Film und das Booklet bieten fünf Sprachoptionen an (Deutsch, Englisch, Italienisch, Kastilisch und Französisch). Die Gesprächsanteile machen 75 Prozent aus; die übrige Zeit ist Montserrat Torrent mit Werken von A. de Cabezón und F. Correa de Arauxo an der Molero-Orgel (1719) des Museu de la música de Barcelona und Kompositionen von F. Mompou und J. Guridi Bidaola an der Grenzing-Orgel (2018) der Basílica de la Mare de Déu de la Mercè i Sant Miquel arcàngel zu hören.
Drei Schauplätze der Metropole Barcelona, Heimatstadt Montserrat Torrents, dienen Giovanni Solinas als Gesprächskulissen. Zu Wort kommen zwei ihrer ehemaligen Schüler, Hèctor París, Titularorganist der Basílica de la Mercè, und Juan de la Rubia, Titularorganist der Sagrada Familia, an ihren jeweiligen Wirkungsstätten. Sie beschreiben Maestro M. Torrent als nachdrückliche Lehrerin, die durch „Einfachheit in Perfektion“ ins Detail ging und die allumfassend für das Leben lehrte.
Die wohl schönsten Gesprächsmomente entstanden im Zuhause der 94-jährigen „Reina de los Órganos“. Einige Bemerkungen der Maestra lassen besonders aufmerken. Jeden Tag steht sie um 5 Uhr auf und übt von 6 bis 8 in Stille: „… diese sind die kostbarsten Stunden des Tages, da ich besser hören kann. Ich kann die Tatsache nicht verbergen, dass ich leider mein Gehör verloren habe. […] Aber ich höre die Musik idealerweise, und ich spiele anders, seit ich in Stille übe.“
Der jungen Generation rät die vorbildliche Musikerin, sich dieses stille Lernen anzueignen, um die Musik auf ganz andere Weise zu hören. So werde die Musik lyrischer, gefühlvoller. Dann käme die Musik von innen und kommuniziere direkt mit dem Publikum. Ihre eigene Studienzeit würde erst mit dem „Nunc dimittis“ enden: „Ich machte nach und nach Fortschritte, ich war total davon überzeugt, dass ich sehr wenig wusste. Das ist bis heute so geblieben. Das Bedürfnis zu lernen hat niemals aufgehört.“ Sie stehe in regelmäßigem Austausch mit Organisten und Musikwissenschaftlern.
Ihre Verbundenheit mit den Großen der Musikgeschichte wird im Zitat von Tomás de Santa María (1565) deutlich. Ein guter Musiker füge der Musik viele Karat hinzu; er bereichere sie und mache sie schöner. Aufschlussreich ist hier die Gegenüberstellung der Begriffe tañer (berühren) und des später verwendeten tocar (spielen, schlagen).
Montserrat Torrent Serra ist davon überzeugt, dass es die Musik war, die sie vom Krebs heilte, „weder Therapie noch Chemo noch sonst irgendetwas, aber die Musik“. Weit mehr als ein einfühlsames und charmantes Porträt der Königin der Orgel ist Solinas Film eine beeindruckende Lehrstunde über die Mu­sik, über Lebenskraft, Überlebenswille, Disziplin und Lebensfreude.
Johannes Ring