Communions der französischen Romantik für Orge
hg. von Andreas Willscher und Hans-Peter Bähr (= Die besondere Gattung, Band 13)
In der mittlerweile beachtlich umfangreichen und vielgestaltigen Reihe „Die besondere Gattung“ legt der Verlag Dr. J. Butz hier mit Communions eine Sammlung von 26 Kommunionsmusiken der französischen Romantik vor. Naturgemäß sind das eher ruhige Stücke meditativen Charakters, die als Begleitmusik zur Kommunionsausteilung gedacht sind. Diese Gattung findet sich kaum in der barocken französischen Orgelmusik, sondern etablierte sich erst später, dann in zahlreicher Produktion im 19. und 20. Jahrhundert.
Bei der Auswahl aus einem riesigen Fundus dieses Genres wurde im Herausgeberteam darauf geachtet, eine Vielfalt an Formen und Charakteren zu präsentieren und vorrangig unbekannte Werke als Repertoire-Erweiterung anzubieten. Angeführt von entlegenen Werken großer Komponisten wie Louis Vierne, Jacques-Nicolas Lemmens, Charles Tournemire, Eugène Gigout, Alexandre Guilmant und Louis Lefébure-Wély über noch geläufige Namen wie François Benoist, Rémy Clavers, Clément Loret oder Louis Niedermeyer bis hin zu zu Unrecht völlig vergessenen Komponisten ist in dieser Sammlung durchaus Erstaunliches zu entdecken.
Die musikalische Ausdrucksweise der Werke spannt ihren Bogen von natürlich cäcilianistisch angehauchten, choralfrommen vierstimmigen Sätzen über harmonisch und chromatisch reizvolle Charakterstücke, ariose Cantilenen mit klangvollen Soloregistrierungen für die rechte und die linke Hand, Variationsformen bis hin zu längeren, fast symphonisch entwickelten ausladenden Passagen. Die allermeisten Stücke kommen ohne obligates Pedal aus und sind sehr gut auch auf dem Harmonium oder Klavier darzustellen. Ein Pedalpart kann aber immer additiv dazu gespielt werden, sodass der typische Orgel-Effekt mit 16’ im Bass gegeben ist. Nur wenige Werke fordern ein selbstständiges Pedalspiel.
Die technischen Anforderungen bieten nebenamtlichen Organisten keinerlei Hindernisse, doch auch hauptamtliche Kirchenmusiker werden an der reichhaltigen Auswahl prima vista ihre Freude haben. Eine grundtönige zweimanualige Orgel mit romantischen Charakterstimmen wäre Voraussetzung. Das Vorwort und die kurzen Komponistenbiografien wie das Glossar der Vortragsbezeichnungen sind in deutscher, englischer und französischer Sprache verfasst und runden die sehr erfreuliche und interessante Veröffentlichung ab.
Stefan Kagl