Gwyn Pritchard

Chorale Prelude on an original theme for organ

Verlag/Label: Verlag Neue Musik Berlin, NM 3230
erschienen in: organ - Journal für die Orgel 2021/03 , Seite 58

Gwynn Pritchard wurde 1948 im britischen Yorkshire geboren, studierte Violoncello und Komposi­tion an der Royal Scottish Academy of Music in Glasgow, war Director of Music an der Salisbury Cathedral School und arbeitete als Cellist bei der BBC. Als Dirigent und Komponist machte er sich bald bei internationalen Festivals einen Namen und arbeitet als Gastdozent bei renommierten Musikinstitutionen.
Pritchards Werke werden in Eu­ro­pa, Amerika, Australien, China, Hongkong, Mexiko, Neuseeland und Südkorea aufgeführt. Zu den Festivals gehörten der Warschauer Herbst, das Huddersfield Contemporary Music Festival, Wien Modern, die ISCM World Music Days, Tanglewood (USA), die Internationale Woche für neue Musik in Dae­gu (Südkorea), Weimar und viele andere weltweit. Mehrere Stücke wurden von BBC, RAI, SWR und mehreren anderen Netzwerken ausgestrahlt. Er lehrt als Professor für Conservatoire of Music and Dance.
Jüngste Projekte von ihm sind ein Orchesterstück für die Jenaer Philharmonie, ein Solo-Klavierstück als Beitrag zum 250-jährigen Jubiläum von Beethoven in Bonn, zwei Quintette für Ensemble und ein Streichquartett für ein Konzert in Danzig – und eben auch zwei Orgelstücke aus dem Jahre 2020. Das komplexe und hoch beeindruckende Orchesterstück The Firmament of Time kann man mit dem BBC Symphony Orchestra auf YouTube erleben. Der Verlag Neue Musik Berlin hat sich in zahlreichen Ausgaben seiner Werke angenommen.
Das Choralvorspiel „Nun ruhen alle Wälder“ fängt als Choraltrio an, zwei Zwölftonreihen gruppieren sich um den cantus firmus in der linken Hand, die Oberstimme in Sechzehnteln, die Unterstimme in Gegenbewegung dagegen ruhiger. In konsequenter thematischer und mo­tivischer Arbeit werden linear gesetzt die Zwölfton-Themen und Choralmotive weitergeführt, immer wieder die Choralzeilen in der linken Hand irisierend umspielend. Die rechte Hand spaltet sich in zwei Stimmen auf, dann die linke ebenso und das Stück klingt in einem erlöstem D-Dur Akkord nach einer rhythmischen Klimax ruhig aus.
Chorale Prelude on an original theme ist vierstimmig gesetzt und bringt Pritchards eigene choralartige Melodie, die übrigens zeilenweise jeweils tonal exponiert wird, mit
filigranen Zwischenspielen in Verbindung. Das Prelude ist in der Kompositionstechnik und im Affekt Pritchards „Nun ruhen alle Wälder“ doch recht wesensverwandt. Beide Stücke sollen sehr langsam (Viertel = 40) gespielt werden und sind daher technisch überschaubar. Großartig, dass sich ein versierter Vertreter den Neuen Musik der Orgel zuwendet!

Stefan Kagl