Christopher Tambling

Best of British – Zehn Orgelstücke

hg. von Hans-Peter Bähr (= Orgel­musik aus England und Amerika, Band 39)

Verlag/Label: Dr. J. Butz 2833
erschienen in: organ - Journal für die Orgel 2018/03 , Seite 59

Es sollte ein weiterer Band mit Orgelwerken des 1964 in Clevedon (Grafschaft Somerset, Südwes­t­eng­land) geborenen und hierzulande nicht unpopulären Briten Christopher Tambling werden. Grundstock der Sammlung bilden die beiden Kompositionen March und Elegy, angeregt durch ein entsprechendes Uraufführungskonzert des amtierenden Speyerer Domorganisten Markus Eichenlaub (und eben diesem gewidmet). Doch wenige Tage vor dem Konzert, das am 10. Oktober 2015 im Kaiserdom zu Speyer stattfand, verstarb der Komponist (am 3. Oktober) plötzlich und völlig unerwartet im Alter von 51 Jahren. Um die beiden kompakten Werke dennoch in einem größeren Kontext zu präsentieren, entschloss man sich daher, die Edition quasi mit „The bests of …“ aus der Feder Tamblings zu komplettieren. So wurden, schreibt der Verleger und Herausgeber Hans-Peter Bähr, „acht seiner schönsten, im englischen Verlag Kevin Mayhew erschienenen Orgelstücke in diesen Band aufgenommen“.
Was diese Ausgabe, was die Musik von Tambling „sympathisch“ macht, ist die ihr eigene ehrliche Einfachheit. Tambling schreibt objektiv betrachtet fraglos in einem überkommenen Stil und lässt die „guten alten Zeiten“ eines glorreichen, einst weltumspannenden Königreichs mu­sikalisch retrospektiv nochmals aufleben. Freilich bedient er sich dabei gewisser (allzu) wohlfeiler Klischees. Dennoch strahlen seine Orgelstücke zugleich etwas von jener ganz speziellen aristokratischen Noblesse aus, wie sie in Resten zumindest bis heute im britischen Inselreich überwintert hat. Tamblings Musik kommt formal stets korrekt gekleidet daher, gleichwohl niemals unterkühlt-distanziert oder abgehoben, vielmehr mit einer liebenswürdigen und zugleich liebenswerten Schlichtheit. Damit gewinnt man heute zwar keine international bedeutsamen Komposi­tionspreise, dafür möglicherweise aber die Herzen mancher (nebenberuflicher) OrganistInnen und gewiss auch so mancher – eher orgelferner – Zuhörer.
Für Amateure mit überschaubarem Übeaufwand gut zu realisieren, für versiertere Musiker mühelos vom Blatt spielbar, bietet der Band eine willkommene Fundgrube, um bei entsprechenden Gelegenheiten (etwa Trauungen) für die rechte „Stimmung“ zu sorgen. Mit Titeln wie March, Festive Flourish, Trumpet Tune oder Processional findet sich hier allerlei Festliches für feierlich gestaltete Gottesdienste und Effektvolles für entsprechend disponierte Instrumente, mit Shelley’s Wood oder Chancon aber auch manch augenzwinkernde Zugabe, nicht nur für den Kenner.
Musik darf auch schlichter Genuss sein, Spielern wie Hörern zur unschuldigen Freude gereichen. So sah es der leider allzu früh verstorbene Christopher Tambling, der eine seiner Widmungen an den Herausgeber kurz und bündig beschloss: „… Enjoy it!“

Wolfgang Valerius