Jürg Baur
Archaische Variationen
über den Choral „Verleih uns Frieden gnädiglich“ (1997), 2 Fassungen für Orgel
Es ist ein besonderes Verdienst des Verlags Dohr, weitere Werke des im Jahr 2010 verstorbenen Komponisten Jürg Baur zu veröffentlichen. Die Archaischen Variationen (1997) über den Choral „Verleih uns Frieden gnädiglich“ liegen in zwei Fassungen vor, die beide in der Notenausgabe enthalten sind. Sie unterscheiden sich vor allem durch die mehr oder weniger ausgeprägte Einleitung sowie den Schluss der Komposition.
Der 1918 geborene Komponist charakterisierte sein Stück wie folgt: „Die Archaischen Variationen entstanden im Auftrag des Internationalen Friedensmusikprojekts aus Anlass der 350-jährigen Wiederkehr des Westfälischen Friedens (1648). Die mittelalterliche Choralmelodie ,Verleih uns Frieden gnädiglich‘ bestimmt Verlauf, Inhalt und Struktur der Orgelfantasie. Es wechseln sich ,Inventiones‘ mit streng kanonischer Verarbeitung des cantus firmus und frei rhapsodisch gestaltete Übergänge ab.“ Die Musik ist klagend und insistierend. Sie besteht aus klassischen und freien Durchführungen des Chorals mit rezitativischen Einschüben. Ihr Stil ist die gemäßigte Moderne, die oft in Werken evangelischer Kirchenmusik anzutreffen ist. Er besteht aus tonalen Zentren, die mit „falschen Tönen“ angereichert werden.
Der 1918 geborene Komponist charakterisierte sein Stück wie folgt: „Die Archaischen Variationen entstanden im Auftrag des Internationalen Friedensmusikprojekts aus Anlass der 350-jährigen Wiederkehr des Westfälischen Friedens (1648). Die mittelalterliche Choralmelodie ,Verleih uns Frieden gnädiglich‘ bestimmt Verlauf, Inhalt und Struktur der Orgelfantasie. Es wechseln sich ,Inventiones‘ mit streng kanonischer Verarbeitung des cantus firmus und frei rhapsodisch gestaltete Übergänge ab.“ Die Musik ist klagend und insistierend. Sie besteht aus klassischen und freien Durchführungen des Chorals mit rezitativischen Einschüben. Ihr Stil ist die gemäßigte Moderne, die oft in Werken evangelischer Kirchenmusik anzutreffen ist. Er besteht aus tonalen Zentren, die mit „falschen Tönen“ angereichert werden.
Von Tonsprache und Hintergrund ähnlich wirkt die Suite für Orgel in fünf Sätzen von Lothar Graap (geboren 1933), einem der großen Tonschöpfer evangelischer Gebrauchsmusik. Anders als beim Werk Baurs steht der Beginn der Suite in jubilierendem Dur. Eine kraftvolle Einleitung im Fortissimo eröffnet das Stück. Zwischenzeitlich treten fugierende Abschnitte auf. Auch der zweite, ruhige Satz spielt mit Fugato-Elementen und deren Umkehrungen. Im dritten Satz lässt sich klar der Anfang der Musik wiedererkennen, bis später noch größere, fugatische Abschnitte folgen.
Die Suite ist dem US-amerikanischen Organisten Carson Cooman zugeeignet. Ihre Uraufführung fand am 5. September 2018 statt. Obwohl sie kein choralgebundenes Werk ist, bemüht sie den kirchenmusikalischen Stil der barocken Form, die hier in gemäßigte Moderne übersetzt worden ist.
Die Suite ist dem US-amerikanischen Organisten Carson Cooman zugeeignet. Ihre Uraufführung fand am 5. September 2018 statt. Obwohl sie kein choralgebundenes Werk ist, bemüht sie den kirchenmusikalischen Stil der barocken Form, die hier in gemäßigte Moderne übersetzt worden ist.
Katholischerseits präsentiert Dohr die Cantiones pro Organo von Walter Gleißner (geboren 1931). Der frühere Kantor der Aschaffenburger Stiftskirche verarbeitet Kindheitserinnerungen der Marienglorifizierung in Böhmischen Wallfahrtsorten. Dem dreiteiligen Stück liegen die Melodien „Maria zu lieben“, „Glorwürdge Königin“ und „Ein schöne Ros’“ zugrunde; sie bilden drei Choralparaphrasen. Die Stilistik entspringt ganz aus der Improvisation im katholischen Gebrauchskontext.
„Maria zu lieben“ ist vierstimmig aufgebaut und beinhaltet Echo-Passagen und Solomanual. Deutlich erkennbar ist die im Hauptwerk präsentierte Choralmelodie, welche mit Zwischenspielen aus dem Thema umrankt wird. „Glorwürdge Königin“ beginnt mit virtuosem Pedalsolo. Über Laufwerk wird die Choralmelodie später als Bass-Cantus-firmus durchgeführt. Etwas länger und im Triolen-Duktus kommt „Ein schöne Ros’“ daher.
Insgesamt schlagen sich in den drei Dohr-Veröffentlichungen die jeweilige Herkunft und der Jahrgang der Komponisten nieder, die zwischen 1918 und 1933 geboren sind. Während Baur und Graap eine gemäßigt moderne Tonsprache bedienen, bleiben Gleißners Cantiones ganz dem barocken Stil verpflichtet.
„Maria zu lieben“ ist vierstimmig aufgebaut und beinhaltet Echo-Passagen und Solomanual. Deutlich erkennbar ist die im Hauptwerk präsentierte Choralmelodie, welche mit Zwischenspielen aus dem Thema umrankt wird. „Glorwürdge Königin“ beginnt mit virtuosem Pedalsolo. Über Laufwerk wird die Choralmelodie später als Bass-Cantus-firmus durchgeführt. Etwas länger und im Triolen-Duktus kommt „Ein schöne Ros’“ daher.
Insgesamt schlagen sich in den drei Dohr-Veröffentlichungen die jeweilige Herkunft und der Jahrgang der Komponisten nieder, die zwischen 1918 und 1933 geboren sind. Während Baur und Graap eine gemäßigt moderne Tonsprache bedienen, bleiben Gleißners Cantiones ganz dem barocken Stil verpflichtet.
Dominik Susteck