Werke von J. S. Bach, Mozart, Karg-Elert, Liszt, Vierne, Chopin, Bizet

Amelie Held – Debut

Live-Aufnahme vom Himmeroder Orgelsommer 2019; Video-Mitschnitt auf DVD Edition

Verlag/Label: HERA, HERA02128 (2019)
erschienen in: organ – Journal für die Orgel 2020/02 , Seite 55

Das Debüt einer großar­tigen, überzeugenden, gleichzeitig stets durchdacht und virtuos agierenden Künstlerin, die sich in einem einfühlsam konzipierten Programm präsentiert.

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Zum 25. Jubiläum des Labels Hera hat die gerade 24-jährige Organis­tin Amelie Held ihr Debütalbum live aufgenommen. Die Aufnahme entstand anlässlich eines Konzerts im Juni 2019 an der Klais-Orgel der Abteikirche zu Himmerod.
Amelie Held begann ihre Ausbildung an der Hochschule für katholische Kirchenmusik in Regensburg, belegte dann weiter Musikwissenschaft an der LMU München, um danach in Detmold und am Pa­riser Conservatoire Supérieur Violine und Orgel u. a. bei Michel Bouvard und Olivier Latry zu studieren. Seit 2018 ist sie für MA Hauptfach Orgel bei Ludger Lohmann in Stuttgart eingeschrieben und belegt zahlreiche internationale Meisterkurse. Im selben Jahr war sie u. a. auch die jungte Finalistin im Concours International d’Orgue de Chartres – eine phänomenale Karriere, die hohe Erwartungen an diese CD stellt, die, so sei vorab bemerkt, in keinster Weise enttäuscht werden.
Da es sich um ein öffentliches Orgelkonzert handelt, das hier aufgenommen wurde, wurde vom Veranstalter ein nicht zu akademisches Programm erwartet, was die Interpretin mit einer guten Mischung verwirklichte. Sie beginnt in klas­sischen Plenumklängen mit Bachs Passacaglia c-Moll und stellt ihr Mozarts barock inspirierte Ouvertüre C-Dur KV 399, ein originäres Klavierwerk, gegenüber, indem sie hier auch die Zungenpleni zu Wort kommen lässt.
Ein erster Ruhepunkt bildet Sigfrid Karg-Elerts „Clair de lune“ aus den frankophil-impressionistischen Trois Impressions op. 72, der geschickt zu Franz Liszts Der heilige Franziskus von Paula auf den Wogen schreitend in der Bearbeitung von Max Reger überleitet. Mit Etoile du soir von Louis Vierne werden geschickt die Grundstimmen dieser von Haus aus neobaro­cken Orgel vorteilhaft präsentiert, um dann die Farben des französisch-symphonischen Kathedralklangs im Carillon de Westminster in den Raum der barocken Abteikirche zu Himmerod zu werfen. Wieder ein kleines Intermezzo, Frédéric Chopins Nocturne op. 9, Nr. 2 in der Bearbeitung Edwin Lemares, leitet über zum populären Finale, einer Fantasie Lemares über Themen aus Georges Bizets Oper Carmen, in der Amelie Held ein wahres Feuerwerk ihrer Regis­trierkunst zündet.
Fazit: Das Debüt einer großar­tigen, überzeugenden, gleichzeitig stets durchdacht und virtuos agierenden Künstlerin, die sich in einem einfühlsam konzipierten Programm präsentiert, wird durch eine klare und zugleich den Raumklang einfangende Aufnahme hervorragend verwirklicht. Zur Audio-CD ist eine Video-Aufnahme beigegeben; die hervorragenden Booklettexte von Wolfgang Valerius (d/e/f) und die ansprechenden Bilder vervollkommnen diese Produktion.

Stefan Kagl