Felix Mendelssohn Bartholdy

4 Transkriptionen aus dem Klavierwerk

bearbeitet und hg. von Martin Schmeding (= Orgeltranskriptionen Bd. 4)

Verlag/Label: Dr. J. Butz BU 2965
erschienen in: organ – Journal für die Orgel 2020/02 , Seite 62

Felix Mendelssohn Bartholdys Verdienste um die Rezeption und Verbreitung des Werks von Johann Sebastian Bach sind unumstritten und verdienstvoll, wenn auch nach neueren musikwissenschaftlichen Forschungen die Überlieferung, dass erst 1829 mit der Wiederaufführung der Matthäuspassion durch den gerade zwanzigjährigen Felix diese zentrale Schöpfung des Leipziger Thomaskantors nach hundert Jahren der Vergessenheit entrissen wurde, eher ins Reich der Legendenbildung gehört.
Aber auch das wegen Mangel an bedeutenden Werken zu seiner Zeit gegenüber dem Pianoforte recht stiefmütterlich behandelte Instrument Orgel erfuhr durch Mendelssohn sowohl als Interpret der Orgelwerke von J. S. Bach, als Improvisator und auch als Komponist eine nicht unerhebliche Aufwertung. Zwar stellen Mendelssohns Orgelwerke ein wichtiges Bindeglied zwischen der Musik des 18. und des 19. Jahrhunderts dar, nehmen sich aber hinsichtlich des Umfangs, wenn auch größer als das Orgelwerk von Robert Schumann oder von Johannes Brahms, gegenüber dem Klavierwerk doch recht schmal aus. Insofern ist die Idee, sich ebendort nach zur Transkription für Orgel ge­eig­neten Stücken umzusehen, aus organistischer Sicht absolut verständlich, zumal die Form von „Präludium“ und „Fuge“ dafür geradezu prädestiniert erscheint.
Martin Schmeding hat kürzlich beim Butz-Verlag einige von Mendelssohns Klavier-Präludien und eine Fuge für die Orgel neu ein­gerichtet. Um es gleich vorweg zu sagen: Einfach spielen sich diese Werke nicht, selbst bei hinsichtlich dem Instrument Orgel und den jeweiligen akustischen Gegebenheiten geschuldeten zwangsläufig reduzierten Tempi. Außerdem sollte man neben dem entsprechenden musikalischen auch ein wirklich gutes Rüstzeug an Spielfertigkeit besitzen, um die Werke zufriedenstellend realisieren zu können, sind sie doch zum Teil schwerer zu spielen als viele der „echten“ Orgelwerke.
Wer sich aber der Mühe unterzieht, wird dafür mit wunderbarer Musik und neuem Repertoire belohnt. Bereits das einleitende Präludium in B-Dur wirkt sehr „orchestral“ und, wie in Mendelssohns Werken oft der Fall, es sprüht geradezu vor Lebensfreude. Beim zweiten Präludium in h-Moll durchziehen virtuose 32tel-Girlanden kantable Melodien im Bass und Sopran, und das dritte Präludium in D-Dur ist geprägt durch bläserartige Fanfaren, kontrapunktiert mit abwärtsstürzenden Tonleiterkaskaden. Auch beim letzten Präludium in e-Moll und der sich anschließenden Fuge mit einem sehr prägnanten, durch einen anfänglichen Septim-Sprung geprägten Thema hört man geradezu die jeweils Streicher- oder Bläser-affine Faktur, so dass sich, die klangfarblichen Mittel des Instruments Orgel geschickt genutzt, bei entsprechendem Vortrag das Publikum der Wirkung der großartigen Musik kaum wird entziehen können.
Insgesamt handelt es sich bei dieser als Band 4 der Reihe „Orgeltranskriptionen von Felix Mendelssohn Bar­tholdy“ im Butz-Verlag er­schienenen Publikation um eine sehr gute Auswahl und Bearbeitung des Herausgebers.

Christian von Blohn