300 Jahre Hildebrandt-Orgel in Störmthal

Bereits die doppelten Umschlag­seiten enthalten, was Voraussetzung ist zum Studium dieser wohlgelungenen Orgelmonografie: vorne der Pfeifenbestand, weitere Angaben wie Winddruck, Stimmtonhöhe und Mensuren, hinten die Vita Zacharias Hildebrandts und seine Werkliste. Grundlegendes zur Geschichte der Patronatskirche hat der Orts­pastor Mathias Weber zusammengetragen, Markus Zepf (Musikwissenschaftlicher Referent am Bach-Archiv Leipzig) selbst erläutert die Entstehung der Orgel von der Auftragsvergabe bis zur Orgelabnahme durch Bach, insbesondere das problembehaftete Verhältnis Hildebrandts zu seinem Lehrer Gottfried Silbermann, das sich an dessen Lebensende in kollegialer Zusammenarbeit und gegenseitiger Hochschätzung löste. Schließlich widmet sich Zepf Bachs Einweihungskantate „Höchsterwünschtes Freudenfest“, BWV 194, deren Uraufführungsdatum zur Kirch- und Orgelweihe allerdings in Quellen nicht nachgewiesen ist. Der Abschnitt „Wartung und Pflege“ (ebenfalls Zepf) vervollständigt die Geschichte der Orgel, zu der Orgelbaumeister Helmut Werner die Entwicklung der betreuenden Firma Eule hinzufügt, insbesondere deren Maßstäbe setzende Restaurierungen von Hildebrandt-Orgeln seit 1934; dabei nimmt er den Leser mit auf die Spurensuche nach dem originalen Zustand, z. B. beim Problem der Temperierung.
Die weiteren Texte von Lucas Pohle, Martin Schmeding und Ullrich Böhme widmen sich der heutigen Praxis der Orgel in Gottesdienst, Unterricht und Literaturwiedergabe. Faksimiles u. a. des Textdrucks von 1723 sowie hervorragende Fotografien des Orgelinneren etc. gereichen dem Band zu schmucker Gestaltung, wie sie optimaler kaum geboten werden kann.

Rainer Goede