Wolfgang Amadeus Mozart

Christoph Schoener an der Wegscheider-Orgel von St. Jakobi in Stralsund

Verlag/Label: Dabringhaus und Grimm, MDG 949 2269-6 (2022)
erschienen in: organ - Journal für die Orgel 2023/01 , Seite 62

Bewertung: 4 von 5 Pfeifen

Interessanterweise hört man ja die Orgelwerke des ansonsten allgegenwärtigen Mozart nicht allzu oft in Konzerten – was vielleicht auch an den Herausforderungen der Adaptation dieser teils für ein mechanisches Werk geschaffenen Stücke an einen spielenden Interpreten liegt.
Christoph Schoener präsentiert hier in sehr kompetenter Weise eine randvolle reine Mozart-CD, die weit über die üblichen „Big three“ KV 594, 608 und 616 hinausgeht. Es finden sich neben diesen einige historische und zeitgenössische Transkriptionen wie Liszts Ave verum corpus oder eine Bearbeitung der Figaro-Ouvertüre von Jonathan Scott, Klavierwerke in originaler Gestalt (Ah, vous dirai-je, maman) sowie kleinere Werke. Diese entfalten allerdings teils ein beträcht­liches Potenzial, wie die Ouverture C-Dur KV 399 oder die Fuge Es-Dur KV 153.
Als Instrument dient die Orgel in St. Jacobi in Stralsund, die 2017-2020 von der Dresdner Werkstatt Kristian Wegscheider erstellt wurde unter Beibehaltung des prachtvollen Gehäuses der ursprünglichen Orgel von Christian Gottlieb Richter 1741. Auch die erhaltenen Windladen Richters und zweier weiterer Folgeinstrumente von Ernst Marx 1783 und Friedrich A. D. Mehmel 1877 wurden wiederverwendet.
Die Orgel, deren Disposition von den Werken Richters und Marx’ in­spiriert ist, wird auf dieser Aufnahme in hervorragender Weise akus­tisch abgebildet: Raumklang und Durchhörbarkeit halten sich gut die Waage, der Klang hat Tiefe und Relief, und selbst auf einem üblichen CD-Player sind die Teilwerke gut hörbar voneinander zu unterscheiden.
Das Tutti klingt sehr gravitätisch, dabei recht grundtönig und ohne jegliche Schärfe (Beginn der f-Moll-Fantasie). Einzelstimmen treten plas­tisch hervor: so z. B. die Flöte in der Papageno-Arie „Der Vogelfänger bin ich ja“ oder das schwebend gestimmte Lamento-Register, welches den Seufzer-Figuren im „Gesang der Geharnischten“ aus der Zauberflöte große Expressivität verleiht.
Christoph Schoeners Spiel ist dabei von einer entspannten, quasi „singenden“ Artikulation geprägt, die dennoch nichts an Deutlichkeit vermissen lässt. Hohe Virtuosität und Kontrolle paaren sich mit frischen, aber niemals überdrehten Tempi und lassen bei dieser CD viel Freude aufkommen.

Christoph Kuhlmann