Tobias Tobit Hagedorn
Wenig für Harmonium oder Orgel
Eine ganz andere Art der Reduktion begegnet in dem von Tobias Tobit Hagedorn (geb. 1987) komponierten Wenig (2022) für Harmonium oder Orgel. Der um zwei Generationen jüngere Komponist ist dafür bekannt, digitale Prozesse und Möglichkeiten in sein Komponieren und für die Wiedergabe seiner Musik einzusetzen. Das vorliegende, lediglich 41 Takte umfassende Stück aus dem Jahr 2022 macht ein anderes Angebot. Wie die kurze Bemerkung des Herausgebers Dominik Susteck verrät, verklanglicht das Stück eine „Stimmung des Verlustes“, ein „zu wenig“, „etwas Fehlendes“. Im 3/2-Takt entsteht Klangveränderung im Schrittmaß des Taktschlags oder langsamer, lassen auf- und abwärtspendelnde Quarten und Terzen eine ziellos scheinende Bewegung entstehen. Aufgefangen wird dieses „Suchen“ in einem zum Schluss hin entstehenden Liegeklang, dessen Ambitus (Ges–des3) das maximale Intervall des Stücks erreicht und mit dem nur einmal vorkommenden oberen Ton endet.
Daniela Philippi