Dieter Schnebel

Variationen für Orgel

Verlag/Label: Schott Music ED 23638
erschienen in: organ - Journal für die Orgel 2024/01 , Seite 56

Das nun posthum erschienene Orgelstück komponierte Dieter Schnebel (1930–2018) im Jahr 2014 und widmete es dem langjährigen Intendanten der Berliner Festspiele Ulrich Eckhardt zum 80. Geburtstag. Dieser spielte die Uraufführung des etwa sechsminütigen Orgelstücks und legte 2021 seine Realisation auch auf CD vor (KlangZeit 1200–2014, Note&Ton). Schnebel, der bis ans Ende seines Lebens künstlerisch aktiv war, schrieb gar nicht so viele Kompositionen für Orgel – somit sind die Variationen nicht nur als Alterswerk interessant. Die Konzeption sieht die Ausführung auf einer Orgel vor, die durchaus auch ein kleineres oder durchschnittliches Instrument sein kann. Als Variation bezeichnet, gliedert sich die 79-taktige Komposition in vier Teile, deren melodisch-klangliches Material allmählich modifiziert eher verbindend als trennend wirkt. Variativer bzw. etwas freier variiert sind metrische, rhythmische, eigentlich auch Pausen betreffende Details. Bei alledem kann der Satz (wenn entsprechend registriert) so gespielt werden, dass Transparenz und Leichtigkeit dominieren. Klangliche Allusionen an Chromatizismen aus der Musikgeschichte und kleine Störungen möglicherweise geweckter Erwartungen lassen den gesamten Verlauf zu einer spannenden Korrespondenz werden. Schön, dass dieses Orgelstück in bekannter Druckqualität bei Schott erschienen ist.

Daniela Philippi