Peter Planyavsky

Toccata und Flüge

Neuauflage

Verlag/Label: Dr. J. Butz, Bonn 2021, 448 Seiten, 15,50 Euro
erschienen in: organ - Journal für die Orgel 2021/04 , Seite 58

Peter Planyavsky gehört zu den „farbigsten“ Persönlichkeiten des heutigen Orgel- und Kirchenmusikbetriebs. 2015 erschien sein Buch Toccata und Flüge, das rasch vergriffen war. Nachdem der Originalverlag seine Tätigkeit eingestellt hatte, vertraute der Autor die zweite Auflage (2021) dem Butz-Verlag an. In seinem Buch blickt Planyavsky mit Humor, Sprachwitz und Ironie auf ein bewegtes Künstlerleben als Organist am Wiener Stephansdom, Hochschulprofessor, Konzertorganist, Komponist, Juror, Dirigent, Orgelbauer und Orgelsachberater zurück. Selbstverständlich lässt er auch nachdenkliche Momente nicht aus.
Aus einer musikalischen Familie stammend, erhielt er im Alter von drei Jahren die ersten Unterweisungen am Klavier von seinen Eltern und vom Großvater mütterlicherseits. Wie der Titel aussagt, bildet die Schilderung seiner Flugreisen im In- und Ausland den Schwerpunkt des Buchs (innerhalb von 47 Jahren 2071 Flüge mit einer Strecke von insgesamt 2889933 km). Zu Zeiten, als Fliegen noch ein kleines Abenteuer war, erlebte er im Alter von 14 Jahren (1961) den ersten Flug mit seinem Vater und den Wiener Philharmonikern, bei denen dieser als Kontrabassist angestellt war. Im­mer wieder vergleicht Peter Plan­yavsky den Flugbetrieb der 1960er und 1970er Jahre mit seinen überschaubaren, aber teuren Tarifen mit dem modernen Flugverkehr.
An zweiter Stelle der Tour durch das Leben des Autors folgen Bahnreisen (Autofahrten kommen dagegen recht selten vor). Es bleibt nicht aus, dass bei einem derart hohen Reiseaufkommen allerlei unvorhergesehene, komische, seltsame und teilweise absurde Vorkommnisse und Situationen entstehen, die von Plan­yavsky ausführlich und meist mit einem Augenzwinkern kommentiert werden, auch lässt er Selbstironie nicht aus.
Einen weiteren Schwerpunkt des Buchs bildet Japan. Planyavsky bereiste das Land erstmals im April 1969 im Auftrag der Orgelbaufirma Hradetzky, bei der er von 1967–68 als Orgelbaulehrling angestellt war, um auf der Handelsausstellung in Tokyo ein Orgelpositiv mit vier Regis­tern vorzustellen. Dieser Aufenthalt war die Voraussetzung für eine mehrjährige Tätigkeit als Konzertorganist in Japan. Bei seinen Aufenthalten war er immer wieder erstaunt und verärgert, wie herablassend manche österreichische Vertreter aus Politik und Wirtschaft auf die Eigenarten dieses Landes herabblickten. Dagegen bringt Plan­ya-vsky seine besondere Liebe zu Japan und seinen Bewohnern deutlich zum Ausdruck.
Des Weiteren gibt er dem Leser einen Einblick in die Verhältnisse als Teilnehmer und Juror von Orgelwettbewerben sowie als Komponist. In letzterer Eigenschaft setzt er sich eindeutig für das Schreiben von „Gebrauchsmusik“ für den Gottesdienst ein (z. B. Liedsätze für Orgel und Chor, Vorsängerverse). Außerdem beschreibt er seine Erfahrungen mit Konzerten in der ehemaligen DDR und im kommunistischen Polen. Zuletzt schildert er Gesprächssituationen komischer und grotesker Art, die er als Konzertorganist und Domorganist im Laufe seines Berufslebens erfahren hat.
Fazit: Möge dieses Buch ebenso schnell vergriffen sein, wie die erste Auflage!

Achim Seip