Hakim, Naji
Toccata für Orgel (2011)
Als das offizielle Pflichtstück für das Finale des niederländischen Orgelwettbewerbs The Breda International Organ Competition 2012 schrieb Naji Hakim seine knapp fünfminütige Toccata für Orgel. Das virtuose Konzertstück steht hörbar in der Tradition einschlägiger französisch-symphonischer Vorbilder, die sich sujetgemäß mit brillanter Sechzehntelfiguration und charakteristischen Akkordschlägen über einem durchgehenden motorisch-rhythmischen Ostinato aufbauen. Die Satzweise in Hakims Toccata erinnert dabei phasenweise an das Finale seiner Hommage à Stravinsky: Einzeltöne und Akkorde sind unregelmäßig in durchlaufenden Sechzehnteln angeordnet, die rhythmisch jeweils wechselnde Akzentsetzungen hervorbringen. Das verleiht dem Stück seinen durchtragenden rhythmischen Zug, der seine Sogwirkung voll entfaltet und dabei auch über den etwas unambitionierten Pedalpart hinwegrettet.
Formal weist das Stück eine klare ABA-Anlage auf, wobei der akkordisch-homophon gehaltene, auf der Voix humaine zu spielende Mittelteil die tiefgründende Verwurzelung des Langlais-Schülers in der französischen romantischen Orgeltradition zeigt, die Hakim hier geschickt und sehr effektvoll mit jazzartigen Harmonien anzureichern weiß.
Christoph Kuhlmann