Braunfels, Walter

Toccata, Adagio und Fuge für Orgel f-Moll op. 43

hg. von Hansjörg Albrecht

Verlag/Label: Ries & Erler 11037
erschienen in: organ 2014/02 , Seite 62

Dem großen Orgelvirtuosen Hansjörg Albrecht ist die Einrichtung des vorliegenden Werks zu verdanken. Walter Braunfels, 1882 in Frankfurt am Main geboren, war zu Lebzeiten ein angesehener Komponist. Wegen des Berufs- und Aufführungsverbots durch die Nationalsozialisten zog er sich als Komponist zurück und entwickelte ein ausdrucksstarke „Innenwelt“, von der das vorliegende Werk zehrt.
Mit dem Titel Toccata, Adagio und Fuge spielt Braunfels auf die Bach-Vorlage in C-Dur an. Die Fuge verweist auf Bachs Wohltemperiertes Klavier und deren cis-Moll-Fuge BWV 849. Hansjörg Albrecht merkt zu Recht an, dass Braunfels beim Komponieren vom Klavier ausgeht. Der virtuose Orgelsatz ist vollgriffig und bezieht auch im Pedal virtuose Figuren ein. Die freie Toccata aus langsamer Einleitung, rezitativischen Elementen, Triolen und Punktierungen kann als eigenständiger Satz gespielt werden. Das zarte Adagio entfaltet eine Kantilene, die ähnlich wie bei Bach von springenden Oktaven im Pedal konterkariert wird. Die romantische Steigerungsfuge baut sich aus dem Piano ins dreifache Fortissimo sowie in der Bewegung aus Vierteln über Achtel zu Sechzehnteln auf.
Die exzellent gesetzte Notenausgabe lässt keine Wünsche offen. Ein ausführliches Vorwort führt in Leben und Werk Braunfels’ ein. Einige überschwängliche Lobpreisungen des Komponisten von Susanne Bruse schießen etwas über das Ziel hinaus, da man sich als Spieler selbst ein Bild von der Musik machen möchte, obgleich die Ausführungen insbesondere zur Entstehungsgeschichte des Werks interessant sind. Nach der Uraufführung im November 1946 in Bonn-Poppelsdorf durch Heinrich Boell gelangten die Skizzen später zu Hansjörg Albrecht. Er hat sie durchgesehen, eingerichtet und mit praktikablen Registrierungen versehen. Im Vorwort verweist er auf die spätromantische, grundtönige Orgel als Interpretationsgrundlage für diese eindrucksvolle Komposition. Für Interessierte ist außerdem eine Einspielung beim Label Oehms Classics erschienen.

Dominik Susteck