John Patrick Thomas
To the End of the World
Music for Organ 1968 to 2011
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Diese CD ist auch ein sehr persönliches Dokument eines Komponisten, der seine Orgelmusik über einen sehr langen Zeitraum (19682011) zusammengefasst wissen will. Die Eigenproduktion hat deshalb etwas Berührendes; sie ist das Resultat eines großen Engagements aller Beteiligten. Der Komponist John Patrick Thomas wurde 1941 in Denver, Colorado (USA), geboren. Seine Lehrer waren u. a. Darius Milhaud, Charles Jones, Andrew Imbrie und Symour Shifrin. Ab 1971 ging Thomas als Countertenor nach Europa. Viele Komponisten haben für seine Stimme komponiert, unter anderem Mauricio Kagel, Michael Finnissy und Krzysztof Penderecki.
Die Orgel hat für Thomas eine apokalyptische Komponente. Er benennt Klangreichtum, Variabilität, aber auch Internationalität des Instruments. Der Titel der CD An das Ende der Welt ist dem Werk Aus Matthäus (1983) entnommen. Thomas denkt hier an die Auslöschung unseres Planeten durch die Ausdehnung der Sonne. In hingebungsvoller Verschmelzung werden die fünf Abschnitte des Matthäus-Evangeliums für Sopran, Horn und Orgel von den Interpreten Constanze Kowalski, Julia Henning und Péter Gulyka musiziert.
Umrahmt wird dieses 25-minütige Hauptwerk von kleineren thematischen Orgelstücken. Found Music (2011) bezieht sich auf ein Werk der bildenden Künstlerin Ann Holyoke Lehmann für die Berliner Matthäuskirche; der dortige Organist Lothar Knappe besorgte die Uraufführung. Peniel (1968) ist das mit Abstand älteste Werk auf der CD. Es thematisiert Jakobs Begegnung mit dem Engel aus 1 Mose 32. Zwischenzeitlich war die Partitur verschollen, gelangte dann unter mysteriösen Umständen jedoch wieder ans Tageslicht.
Zum Ende des eingespielten Programms wird die ursprünglich für Klavier komponierte Elegie Nr. 4 (2002) präsentiert, die ein Totengedenken darstellt. Die minimalartige Musik bringt den Hörer zu innerer Ruhe, sie spiegelt Weite und Traurigkeit, eher ein kreisendes Suchen als eine Antwort und berührt und beruhigt damit auf ihre Weise.
Es ist schön, dass solch ein Porträt erschienen ist, wenngleich sowohl aufnahme- als auch orgeltechnisch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft wurden.
Dominik Susteck