Antico, Andrea & Marco Antonio Cavazzoni
The Renaissance Keyboard
Complete Keyboard Music
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Der italienische Organist und Cembalist Fabio Antonio Falcone stellt in dieser Einspielung zwei komplette Werkzyklen von Marco Antonio Cavazzoni (ca. 1485ca. 1569) und Andrea Antico (ca. 1480ca. 1539) vor, die als die ersten im Druck erschienenen Werke seines Heimatlandes für Tasteninstrument überhaupt gelten dürfen.
Zum einen erklingen hier die kompletten Frottola-Intavolierungen von Antico (Frottole Intabulate da Sonare Organi, 1517), die dieser zusammen mit dem venezianischen Drucker und Verleger Ottaviano Petrucci (14881539) kompiliert und veröffentlicht hatte. Die Frottola war eine weit verbreitete poetische Kunstform, in der sagenhafte und verrückte Geschichten in Gesangsform vorgetragen wurden. Einige dieser Stücke beziehen sich auf Texte von Dichtern wie Francesco Petrarca (Amor quando fioriva; Dolce ire dolce sdegni). Manche der intavolierten Komponisten werden im Werkindex erwähnt (Bartolomeo Tromboncino, Marchetto Cara), weitere Stücke sind anonymen Ursprungs. Antico muss ein guter und pragmatischer Musiker gewesen sein, weil er sich bei weitem nicht nur auf eine wörtliche Übertragung der Originale beschränkte, sondern auch eigene Diminutionen bzw. zusätzliche Stimmen hinzufügte.
Der zweite Zyklus dieser Einspielung stammt von Marco Antonio Cavazzoni, der vor allen Dingen als höchst angesehener Musiker in Bologna, Urbino und Venedig erwähnt wird (in einer 1523 erschienenen Druckausgabe von Petrarcas Werken rühmt man ihn gar als den ersten Spieler dieser Instrumente, die man heutzutage Gravicembali nennt). Seine Sammlung Recerchari Motetti Canzoni von 1523 enthält neben Transkriptionen weltlicher Chansons auch ernstere Musik, nämlich jeweils zwei Ricercare und geistliche Motetten (Salve Virgo, Stella maris).
Der mit dieser Musik hörbar bestens vertraute Fabio Antonio Falcone weiß dies alles so musikantisch und ausdrucksvoll darzustellen, dass sich Befürchtungen etwaig aufkommender Langeweile angesichts dieses einseitig anmutenden Repertoires rasch zerstreuten und man gerne auch über längere Strecken hinweg zuhört. Klugerweise verwendet Falcone hierfür drei hervorragend geeignete Instrumente, um klangfarbliche Abwechslung zu erzielen. Die aus dem 17. Jahrhundert stammende, mitteltönig gestimmte Orgel der Kirche San Giuseppe in Montevecchio di Pergola erklingt sehr frisch und in ihren verfügbaren Klangfarben fantasievoll eingesetzt (besonders reizvoll der Vogelschrei Ucelliere!); zwei besaitete Tasteninstrumente nach zeitgenössischen venezianischen Meistern (Cembalo nach Alessandro Trasuntino, polygonales Virginal nach Domencio da Pesaro) bereichern mit intimer Klanglichkeit und noblem Charakter die schöne Interpretation Falcones. Das Klangbild der Aufnahme ist sehr natürlich, die informativen Texte des Ausführenden sind lediglich in englischer Sprache abgedruckt.
Christian Brembeck