Werke von J. S. Bach, P. Whitlock, J.-B. Robin, M. Dupré, D. Buxtehude, S. Wright, Beethoven, C. Franck, Léon Boëllmann und Louis Vierne
The Great Organ of Aarhus Cathedral
Kristian Krogsøe und Anders Johnsson
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Alles in Aarhus (Fünen) ist bemerkenswert groß und historisch wichtig: der nach einem Brand bis 1500 wieder aufgebaute 93 Meter lange St. Clemens-Dom, der fast ganz mit Fresken aus der Zeit zwischen 1470 und 1520 bemalte gewaltige Innenraum, der (seit 1931) 96 Meter hohe Turm, der Baldachin-Altar von Bernt Notke (1479), das mit 14 Metern Höhe größte Buntglasfenster Dänemarks, Kanzel (1588), Taufe (1481) und schließlich die 1730 von dem Schnitger-Schüler Lambert Daniel Kastens (1690–1744) aus Kopenhagen erbaute Orgel (III/43), von der noch das prächtige Gehäuse und die Principale von Hauptwerk, Positiv und Pedal erhalten sind.
Neue Werke wurden 1876 von Johann Andreas Demant (1830–78) mit III/43 (9 Register von Kastens übernommen, Spieltisch an historischer Stelle erhalten) und 1928 von Theodor Frobenius mit IV/83 eingebaut, 1959 waren es dann IV/88. Von 2012 bis 2020 baute Marcussen die Orgel zu IV/96 aus. Zur Einweihung erschien nun ein DIN A 5-Büchlein von 68 Seiten mit 2 CDs, eingespielt vom Hausorganisten Kristian Krogsøe sowie vom Sachverständigen und Dozenten der Musikakademie Malmö, Anders Johnsson.
Ihre Programme beginnen bei Dietrich Buxtehude und J. S. Bach und enden bei Kompositionen von Searle Wright (Lyric Rhapsody, 1957) und Jean-Baptiste Robin (Regard vers l’Air, 2007). Dem Riesen-Instrument entsprechen am ehesten Kompositionen der französischen Romantik. So gelingt Krogsøe eine beeindruckende Wiedergabe der Symphonie-Passion von Marcel Dupré und Johnsson von Werken Louis Viernes (u. a. Toccata op. 53,6). Krogsøe behandelt Bachs Partita „Sei gegrüßet“ BWV 768 mit delikaten Stimmen, von denen vor allem der jetzt wieder spielbare Principal des Hauptwerks von 1730 im Eingangschoral beeindruckt. Der Zugriff auf symphonische Register allerdings tut den barocken Kompositionen gar nicht gut, es wirkt, als ob ein Kraftmeier vor lauter Kraft nicht mehr vorwärtskommt.
Dieser Eindruck scheint freilich bei César Francks h-Moll-Choral oder Bachs Chaconne in der Big-Version des großen italienischen Romantikers Ulisse Matthey wie weggeblasen, da bringen die reichlich wuchtigen Klänge eben viel Sättegefühl, viele mögen das ja.
Die gelungene CD-Vorführung der Orgel wird komplettiert durch das gebundene Büchlein, das die Geschichte der Orgel und vor allem die Restaurierung beschreibt sowie die Datierung der Register bringt.
Rainer Goede