Rachmaninoff, Sergej

Symphonic Dances

für Orgel mit 2 Spielern

Verlag/Label: Schott Music, ED 22244
erschienen in: organ 2016/01 , Seite 61

Es scheint, als würde Jean Guillou eine kompositorisch-musikalische Verwandtschaft zum Komponisten zur Voraussetzung für die glaubhafte Orgeltranskription erklären. Die vorliegende Transkription der drei Symphonischen Tänze von Sergej Rachmaninoff für zwei Organisten wurde vom Bearbeiter schon verschiedentlich im Konzert und auf CD präsentiert – jetzt liegt sie (endlich) auch in gedruckter Form vor. In ihr offenbart der Bearbeiter ein tiefes Verständnis für die musikalische Expressivität des russischen Komponisten. Es gibt durchaus sinnvolle Eingriffe in den Notentext, daher handelt es sich also um viel mehr als nur eine „Einrichtung“ auf der Orgel. Allein: Guillou versteht die Transkription nicht im Sinne einer wörtliche Übertragung, sondern vielmehr als „Um-Schreibung“, als kongeniale Nachbearbeitung einer musikalischen Faktur für ein anderes instrumentales Medium.
Dass im Falle der Transkription einer komplexen Orchesterpartitur in jedem einzelnen Takt keine stereotypen Ensemble-Registrierungen, sondern individualisierte Klanggruppierungen in Szene gesetzt werden, entspricht der ästhetischen Idee des Bearbeiters. Der Primo-Part bewegt sich im Diskantbereich der Klaviaturen, der Secondo spielt zusätzlich zum Bass-Bereich auch zumeist den Pedalpart – an manchen Stellen hingegen sind beide Spieler mit allen vier Gliedmaßen in der Komposi­tion spielerisch unterwegs. Alles in allem handelt es sich um ein lohnendes und hochvirtuoses Repertoirestück für zwei Orgel-Virtuosen.
Man kann dem Verlag für diese Edition nur danken, die zwar sicherlich nur aufgrund der hohen technisch-musikalischen Anforderungen an beide Spieler einen geringen Teil der Organistenwelt rein praktisch ansprechen wird, die aber auch als Dokument die Idee von „authentischer“ Bearbeitung in Frage stellt und zum Teil neu gültig definiert. Die Transkription verlangt ein Instrument mit „modernem“ (angelsächsischen) Ambitus im Manual (bis zum c4), im Pedal reicht das „herkömmliche“ Pedal bis f2 aus.

Jörg Abbing