Rota, Damiano

Sonata per Organo

Verlag/Label: Edizioni Carrara 5375
erschienen in: organ 2015/01 , Seite 61
Damiano Rotas Sonata per Organo teilt sich in vier Sätze: „Toccata“, „Interludio“, „Variazione su un Largo di J. S. Bach“ und „Finale“. Der italienische Komponist erklärt diese im Vorwort: So besteht der erste Satz in dis-Moll aus zwei Themen in Tonika und Dominante. Die arpeggierenden leeren Quinten im Hauptthema sind wohl von Gitarrengriffen inspiriert. Das Gegenthema ist eine viertaktige Kantilene, die an die Wiener Klassik erinnert und von repetierten Akkorden begleitet wird. Der ruhige zweite Satz „Interludio“ besteht aus Akkorden, die sich als große Kadenz in Gegenbewegung aufbauen. Die „Variazione su un Largo di J. S. Bach“ koloriert das Largo BWV 1056 stilgetreu, während das „Finale“ wieder mit hohlen Quarten und Quinten aufwartet, die in rhythmisch zackigen Patterns (rechts, links, links, rechts) ausgeführt sind. 
Wenngleich die Noten gut gesetzt sind, überzeugt der Inhalt weniger. Die Musik bemüht sich kaum, eigene Originalität zu entwickeln. Schon die Quinten der ersten Seite lassen einen musikalischen Einfall jenseits von einfachen improvisatorischen Elementen vermissen. Die Kadenz des zweiten Satzes enthält außer ein paar sich aufbauenden musikalischen Akkorden keine eigentliche musikalische Idee. 
Ein großes Fragezeichen hinterlässt der Bach-Satz. Eigentlich sollte hier Bach als Komponist in einer Bearbeitung stehen. Zwar sind die hinzugefügten Kolorierungen nicht schlecht – man fragt sich in diesem Fall aber, wie der Autor eine solche Bearbeitung als eigene Musik bezeichnen kann, selbst wenn dies mit der gemeinfreien Musik Bachs legitim ist. 
Der letzte längere Satz ist dann wieder im typischen Improvisationsstil gehalten. Die Noten bilden freudiges Laufwerk. Es scheinen hier ganz die Finger komponiert zu haben. So schließt der Rezensent sich dem Wunsch des Komponis­ten an: „I wish, that all the people who decide to perform this sonata can enjoy it very much!“ („Ich wünsche, dass alle, die sich entscheiden diese Sonate aufzuführen, es sehr genießen können!“)
 
Dominik Susteck