Torp, Martin

Sonata d’amore (2010) für Sopran-Saxofon oder Klarinette in B und Orgel

Verlag/Label: Merseburger, EM 2197
erschienen in: organ 2014/02 , Seite 62

Die vier vorgelegten Sätze von Martin Torp (*1957) entsprechen in ihrer Stilistik dem weit verbreiteten Zeitphänomen, das sich konsequent einer unterhaltenden, stimmungsvollen Stilistik widmet. Sie wurden 2010 als Auftragswerk geschrieben und von Werner Egle und Michael Nonnenmacher uraufgeführt.
Die gut wirkende und spielbare Musik ist eine Mischung aus Romantik, Jazz und Filmmusik. Anders als in den großen Orgelwerken der Romanik, bei denen Dichte und musikalische Verarbeitung eine Rolle spielen, scheint der vorliegenden Musik die ausgelöste Stimmung wichtig. So bestehen lange Strecken aus dem Wechsel verschiedener Dur- und Moll-Akkorde, die in gleicher Art rhythmisiert sind. Saxofon oder Klarinette spielen darüber sich zusammenfügende Linien und Wechselbewegungen, die fast ausschließlich aus gereihten Sekunden bestehen. Eine Entwicklung außerhalb der harmonischen Farbmodulation ist selten; auch die formale Gestaltung mit Reprisen bleibt fasslich. Mit einer Ausnahme im Dreier schwimmt die Musik im gängigen Vierviertelmaß. Dissonanzen lösen sich. Allein im ersten Satz „Andante sostenuto“ verwischen sie zum schmeichlerischen Klanggebilde. Im „Allegro moderato“ werden Wechselnoten aus Triolen zum formalen Prinzip. Sie wandeln sich in gebrochene Akkorde und steigende Linien, bis die Reprise zum Ausgangspunkt zurückführt. Das „Lar­ghetto“ drängt mit Wechselnoten über rhythmisierendem Bass. Der letzte Satz „Allegro“ legt der Musik rhythmisierte Akkorde zugrunde, über die freie Melodien fließen.
Aufschlussreich sind die Hinweise des Komponisten im Vorwort: „Man könnte meine Sonata d’amore als eine Reihe instrumentaler Liebesgedichte beziehungsweise ‚Liebeslieder ohne Worte‘ bezeichnen – oder auch als musikalische Medi­tationen über die Liebe, in
ihren mannigfaltigen Formen von der Agape bis zum Eros. Da sich der Auftraggeber als Melodie-Instrument eine Oboe d’amore gewünscht hatte, fiel mir als Werk­titel die nahe liegende Bezeichnung Sonata d’amore ein.“

Dominik Susteck