de Jong, Margaretha Christina

Sieben Tänze op. 60 für Orgel solo

Verlag/Label: Dr. J. Butz Musikverlag, BU 2661
erschienen in: organ 2015/04 , Seite 62

Die hier vorgelegten Werke sind im weitesten Sinne dem Genre der „Orgelmusik in populären Stilen“ zuzuordnen. Margaretha Christina de Jong, geboren 1961, schloss als ausgewiesene Organistin 1986 das Kirchenmusik-, Musiklehrer- und Konzertfachstudium ab. Sie erhielt Stipendien für das künstlerische Solistenstudium bei Guy Bovet (Basel), Jean Langlais (Paris) und entfaltete eine rege Konzerttätigkeit. In Middelburg (Niederlande) lehrt sie zudem am University College Roosevelt die Fächer Orgel und Tonsatz.
Aber auch als Komponistin trat sie verstärkt hervor. So bilden die gekonnt gesetzten Sieben Tänze populäre Tanzformen und klassische Tänze: Foxtrott, Fandango, Tango, Sicilienne, Saltarello, Valse triste und Charleston. Die Tonarten fokussieren sich ebenfalls auf gängige Gebräuchlichkeit: F-Dur, a Phrygisch, d-Moll, G-Dur, Dorisch, c-Moll und C-Dur. Gleich der Anfang lehrt, den imanenten rhythmischen Swing zu beachten: Anstelle von zwei notierten Achteln wird immer eine Triolenviertel mit Achtel geschrieben (und interpretiert). Nach einer viertaktigen Einleitung im Unisono schwingt sich die Musik auf Melodie und Begleitung ein. Begleitung bedeutet hier oft einen führenden Bass (Pedal) und nachschlagende linke Hand, die das Akkordgerüst der Musik bilden. Die Harmonik ist als erweiterte Jazz-Harmonik zu bezeichnen. Zum gewöhnlichen Dur- und Moll-Akkord treten neben den typischen Bluenotes beispielsweise ajoutierte Sexte, Septe und None sowie übersteigerte Dominantformen wie der übermäßige Septakkord.
Die Melodiebildung reicht von „Barpiano“-ähnlichen Figuren bis zu mit Barockverzierungen geschmückten Passagen. Teilweise unverhohlen werden auch Incipits aus der populären und traditionellen Literatur zitiert und verarbeitet. So ähnelt der Beginn des ersten Stücks dem Schlager When I’m Sixty-Four, während das vierte Stück gar wie Mozarts A-Dur-Sonate KV 331 beginnt und dann frei weiterphrasiert wird. Das Saltarello imitiert den Einsatz einer kleinen Trommel mit der Wiederholung einer kleinen Sekunde. Der vollgriffig gesetzte Charleston als Reminiszenz an den amerikanischen Gesellschaftstanz der roaring twenties, dem Swing und Foxtrott ähnlich, beschließt diese Tanzsuite.
Der Herausgeber Albert Clement verweist im Vorwort auf die schöpferischen Gestaltungsmöglichkeiten der Interpreten: „Den Organisten werden bei allen Stücken weitgehende Freiheiten in interpretatorischer Hinsicht gegeben (einschließlich dem Hinzufügen wei­terer Verzierungen) und sie sind ausdrücklich eingeladen, mehrfache Interpretationsansätze zum eigenen Vergnügen und dem der Zuhörer auszuprobieren.“

Dominik Susteck