Schneider, Enjott
Sacred Music Vol. 7
Requiem Im Namen der Rose / Orgelsinfonie Nr. 9 Pathétique
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Im CD-Booklet schreibt der Komponist Enjott Schneider zur Programmgestaltung: Thema dieser CD sind Schmerz und Leid in ihrer merkwürdigen Ambivalenz
Das Requiem Im Namen der Rose für Countertenor und Orgel legte er in einer zweiten Version für Sopran und Orgel 2011 vor, während die Originalfassung (2002) ursprünglich für Altstimme gedacht war. Der tonsprachlich-geglättete lyrische Charakter und melodische Fluss passen sich dem geschmeidigen Timbre des Countertenors Valer Barna-Sabadus an, der auch Widmungsträger dieser Komposition ist.
Schneider gliedert das rund 45-minütige Werk mit seinen zwanzig Einzelsätzen symbolträchtig in fünf Kapitel. Abwechslungsreich folgt einer schönen Rose jeweils eine unfasslich grausame Dorne (sic!), jeweils mündend in Abschnitte aus der Requiemsliturgie, die ihrerseits von einem Interludium für Orgel abgeschlossen werden. Bereits in dem vorangestellten, mit Calmo überschriebenen I. Motto eröffnet Schneider Klangräume, die ein spezifisches Zeitgefühl entstehen lassen und sich dem Archaischen, Magischen, Mythischen und Mentalen zuordnen lassen.
Der 1986 in Arad (Rumänien) geborene und 1991 nach Deutschland übersiedelte Countertenor Valer Barna-Sabadus gestaltet durchweg mit stupender stimmlicher Technik, Dramatik und wohltuend schnörkellosem Gefühl. Faszinierend sind seine glockenhellen Staccato-Töne in XII. Lacrimosa von der Orgel mit leisen, quasi pizzicato ausgeführten Mixturakkorden gestützt, ebenso sein poetisch-zarter Abschluss der vierten Rose Lust: die Orgel zitiert hier das Sehnsuchtsmotiv aus Wagners Tristan und Isolde. Plastische Diktion kennzeichnet die vierte Dorne: Pfählung, mit so schnell als möglich skandiertem Text. Johannes Skudlik erweist sich als durchweg aufmerksamer, grundsolider Begleiter. Überzeugend fügt er motivische Gesten bzw. Gebärden in den musikalischen Kontext diffus schwebender Klangflächen ein. Rhythmische Passagen, wie in der dritten Dorne: Bestrafungen, wirken durch gleichzeitiges auf Holz klopfen und mouth percussion noch eindringlicher. Dazwischen gestaltet die Orgel den Gesamtkontext verbindende Interludien.
Schneiders Orgelsinfonie Nr. 9 Pathétique vermag die klanglichen Ressourcen der 2003 klanglich erweiterten viermanualigen Orgel der Stadtpfarrkirche Mariae Himmelfahrt in Landsberg am Lech in ihrer heutigen Dispositions- und Klanggestalt umfassend abzubilden. Von Gerhard Schmid / Kaufbeuren in den Jahren 1979-83 im neobarocken Stil erbaut, erfuhr das Instrument durch OBM Siegfried Schmid eine entsprechende gründliche ästhetische Neuausrichtung. Melodische Kantilenen werden auf Quintade 8 oder alternativ auf der 2003 zugebauten Flûte harmonique 8 bzw. dem Hautbois 8 vorgetragen. Virtuose Passagen, Zeichen eines inneren Kampfes, bewältigt Skudlik ebenfalls souverän, mit sensibler Agogik gestaltend.
Nicht zuletzt überzeugt die Produktion aufgrund der gelungenen räumlichen Aufnahmetechnik und einem informativen Booklet (D/E) mit Bild- und Textdokumenten.
Jürgen Geiger