Helmschrott, Robert M.
Réflexion et lumière
Hommage à Albert Schweitzer
Gleich zwei beachtenswerte Kompositionen entstanden im Zusammenhang mit den europaweit über 170 Konzerten anlässlich 100 Jahre Tropenklinik Lambarene/Gabun, die im laufenden Jubiläumsjahr bereits etliche Aufführungen nach sich gezogen haben. Sie bieten einen reizvollen weiteren Aspekt zum Thema Albert Schweitzer und die Musik.
Réflexion et lumière hat der Münchener Komponist Robert Helmschrott, früherer Präsident der Musikhochschule München, als Hommage à Albert Schweitzer dem Andenken des musikliebenden Friedensnobelpreisträgers gewidmet. Das Stück bezieht sich auf die vielfältigen Zusammenhänge geistiger Vernetzung im Denken von Albert Schweitzer und hat den Komponisten zu einem Programm veranlasst, das sich mit seinen eigenen Worten als Wo das Licht im Menschen ist, scheint es aus ihm heraus beschreiben lässt. Das modale Tonmaterial und das Jonglieren mit Tongirlanden im hohen Diskantspektrum der Manuale suggerieren eine gewisse Nähe zu Olivier Messiaen. Quasi aleatorische Sequenzen laden den Spieler zu eigener Gestaltung ein. Rhythmische Belebung und virtuoses Passagenwerk führen das Werk in den finalen, strahlenden Dur-Klang mit hinzugefügter Quarte. Der Komponist lädt den Interpreten zu einer Musik von stiller, zarter, nachdenklicher Tongestalt zu frohem, heiterem, positivem Klanggeschehen. Spirituelle Orgelmusik von reizvollem Dialogcharakter liegt hier vor.
Enjott Schneider, seit 1996 ebenfalls an der Münchner Hochschule als Professor für Komposition für Film und Fernsehen tätig, schrieb African Patchwork im August 2012 (Uraufführung am 11. Mai 2013 in Berlin). Der Komponist möchte einen gewissermaßen als Ideal mitgedachten Orgelklang auf einer dreimanualigen Orgel mit reicher Auswahl an labialen 8-Fuß-Registern realisiert wissen, damit ein typischer Albert Schweitzer-Klang entstehen kann: leicht romantisch timbriert, mit weichen Prinzipalen (allerdings ganz gegen das von Schweitzer favorisierte Silbermann-Ideal!) und Streicherstimmen unter Reduzierung von Mixturen und Zungen. Der somit erzeugte dunkle Grundklang wird kontrastiert durch die obertonreiche und modulationsfähige Djembé, bekannteste der afrikanischen Trommeln. Dem Perkussionisten wird anheimgestellt, den nur rudimentär notierten Schlagzeugpart mit improvisatorischen Techniken nach eigenem Gusto auszugestalten. Die spieltechnischen Anforderungen an den Organisten sind reduziert, im Zusammenhang mit dem der jeweiligen aufführungspraktischen Situation angepassten Djembé-Part (und den mittlerweile zahlreichen afrikanischen Trommelgruppen im Laienmusikbereich) ist das Werk auch für Ausführende im gehobenen Amateurstatus gut erreich- bzw. darstellbar.
Wolf Kalipp