Preludio

Music for organ by Carson Cooman (*1982)

Verlag/Label: 2 CDs, Divine art, dda 21229 (2016)
erschienen in: organ 2016/03 , Seite 59

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Der 1982 geborene Komponist Carson Cooman hat, zumindest was die Opuszahlen seiner Kompositionen betrifft, bereits ein beachtliches Œuvre hervorgebracht. Sein Schaffen umfasst neben Instrumentalwerken auch Opern, Orchesterwerke sowie geistliche Musik und wurde rund um den Globus aufgeführt, u. a. an so illustren Orten wie der Carnegie Hall (NY) oder im Korb eines Heißluftballons.
In seiner Orgelmusik bevorzugt Coomans unüberhörbar Stilmerkmale der Renaissance und des Frühbarock, da hier seiner Ansicht nach im Gegensatz zu späteren Epochen noch ein hohes Maß an harmonischer Freiheit herrschte. Dennoch will er nach eigener Auskunft mit seiner Orgelmusik keine Stilkopien schaffen. Vielmehr dienen ihm die Vorlagen der Vergangenheit als Fundus, als Inspirationsquelle oder spieltechnische Anregung, um mit (verhalten) modernen Mitteln einen fri­schen Blick zurück zu werfen, quasi – wie er selbst sagt – als respektvolle Hommage an jene frühen Schaffensperioden.
Und so sind die Titel der in der Regel knapp gehaltenen, hier eingespielten Stücke, allesamt in den Jahren 2011 bis 2014 entstanden, gleichsam auch schon „Programm“, verraten sie doch vorab die jeweilige Inspirationsquelle. Das kompositorische Spektrum reicht von durchaus gelungen-originellen Einfällen, etwa mit Blick auf die Rhythmik, über gekonnte Adaptionen von Renaissance-Tänzen in klanglich modernistischem Gewand bis hin zu konstruiert-akademischer „Spielmusik“ von der Qualität einer (mäßig) flüchtigen Gelegenheitsarbeit.
Dennoch verdient Carson Cooman Respekt für sein Tun, allein schon, weil er durch sein Œuvre den heute gerade in der Orgelmusik allzu häufig verengten Binnenblick der OrganistInnen auf seine Weise zu weiten versteht. Sicherlich stellen seine Werke zudem eine willkommene Bereicherung für Konzerte an historischen Instrumenten dar oder dienen gar ihrerseits dem ein oder anderen „Spezialisten“ wiede­rum als Inspiration für den eigenen konstruktiv-kreativen Umgang mit den eingegrenzten Spielmöglichkeiten eines historischen Instruments.
Erik Simmons, von Hause aus Mathematiker, hat inzwischen fünf CDs mit Musik von Cooman eingespielt. Hier präsentiert er sich als technisch korrekt agierender Interpret, der den jeweiligen Tonfall überzeugend trifft und zu vermitteln weiß. Dass dennoch über weite Stre­­cken ein nüchtern-kühler (fast eben „mathematischer“) Tonfall vorherrscht, mag sicherlich auch der Faktur der Musik geschuldet sein. Bei allem aber ist Simmons bemüht, die üppig disponierte, 1732–37 von Michael Engler erbaute Orgel der Basilika Mariä Himmelfahrt im eins­­tigen Grüssau (Polen) in allen ihren faszinierenden Klangfacetten zu präsentieren.
Die gesamte Einspielung wirkt auf Dauer allerdings arg monoton, da zwar viele schöne Einzelstimmen und aparte Mischungen zu Gehör kommen, die Dynamik aber nur selten über ein mittleres Forte hinausgeht.

Wolfgang Valerius