Praeludien für die heilige Weihnachtszeit

Werke von Johann Baptist Schiedermayr, Johann Anton Kobrich, Johann Ernst Eberlin, Franz Xaver Schnizer, Theodor Grünberger, Carl Franz Pitsch, Johann Caspar Aiblinger und Robert Führer

Verlag/Label: Audite, audite 92.573 SACD
erschienen in: organ 2010/04 , Seite 50

Bewertung: 4 Pfeifen

Zu Weihnachten hat – ausnahmsweise – noch immer sakrale Musik, und damit automatisch auch Orgelmusik, Hochkonjunktur. Tritt mit der vorliegenden CD also ein weiterer Tonträger mit saisonal weihnachtlich „aromatisierter“ Orgelmusik auf den Plan, wo durchschnittliche Aufnahmen mit baro­cken und romantischen Werken als Dutzendware doch inzwischen en masse vorliegen …? Halt, nicht ganz, denn hier hat der Interpret sein CD-Programm auf ein ganz spezielles Traditionssegment weihnachtlicher (Orgel-)Musik fokussiert: nämlich Pastoralmusik (weihnachtliche Hirtenklänge) aus Süddeutschland und Böhmen – eine Gattung, die selbst auf dem hypertrophierenden weihnachtlichen Tonträgermarkt kaum überrepräsentiert sein dürfte. Vermutlich han­delt es sich hierbei folglich um etliche Ersteinspielungen, von den etwas bekannteren Stücken Johann Ernst Eberlins für das Hornwerk auf der Festung Salzburg vielleicht abgesehen.
Die 1966-71 unter Verwendung älterer Teile erbaute Metzler-Orgel klingt – wie schon bei früheren Aufnahmen – sehr einnehmend. Johannes Strobl stellt sein interpreta­to­risches Niveau einmal mehr unter Beweis und nimmt sich der kleinen, effektvollen Stücke auf liebevolle Weise an. Vorbildlich ist die Ausstattung der CD mit deutschem und englischem Text. Informationen zu Orgel, Spieler und Registrierungen ist ein kenntnisreich-informativer Text aus der Feder von Andreas Maisch beigegeben.
Die Werke selbst bewegen sich natur- bzw. erwartungsgemäß innerhalb einen begrenzten stilistischen Terrains, von spätbarock-rokokohafter Verspieltheit über klassizis­tisch-biedermeierliche Heiterkeit bis hin zu leicht romantisierender Empfindsamkeit in den Stücken von Carl Franz Pietsch und Robert Füh­rer. Man darf sich also auf eine pastorale Entdeckungsreise begeben, und viel­leicht findet sich hier und da auch das eine oder andere lohnende Stück für die eigene Praxis …
Nicht verschwiegen sei allerdings auch, dass sich der fast allen Pastoralen eigene, naive Charme der vorherrschenden Dreiklangsmelodik, die gleichsam permanent Tannenna­del- und Lebkuchenduft verströmt, nach gewisser Zeit abnutzt. Man tut also gut daran, den Genuss dieser CD zyklisch auf die der Advents- und Weihnachtszeit aufzuteilen.
Axel Wilberg